BONN – Der Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, appelliert an Christen, sich kritisch und als „schöpferische Nonkonformisten“ zu engagieren. „Christenmenschen sind nicht das Schmieröl im Getriebe der Welt, sondern wir sind Sand im Getriebe der Welt“, sagte der Theologe am vergangenen Sonntag in der Bonner Kreuzkirche.
In dem Festgottesdienst zur Würdigung des 70-jährigen Bestehens des Grundgesetzes betonte er, dass sich Christen als Menschen mit verändertem, erneuertem Sinn nicht zu schade sein dürften, in die schwierigen, kontrovers geführten „Prüfprozesse im politischen und gesellschaftlichen Leben einzusteigen“. Bereits der Apostel Paulus fordere Christen dazu auf, unangepasste Zeitgenossen zu werden und sich den Regeln des gesellschaftlichen Egoismus zu verweigern.
Der rheinische Präses verwies in seiner Predigt auf die Aussagen des Vaterunsers. Die Worte „Dein Reich komme! Dein Wille geschehe!“ seien eine Ansage und bedeuteten, dass die bestehenden Verhältnisse nie alternativlos seien. Die Bitten des Vaterunsers seien für ihn der stärkste Ausdruck einer Haltung, die auf Distanz zur Welt gehe, sagte Rekowski. „Wir brüllen nicht mit, wenn Egoismus und Antisemitismus sich wieder ausbreiten: in unserem Land, in Europa, in der Welt. Wir schauen nicht weg, wenn fast viereinhalb Millionen Kinder in Deutschland von Armut bedroht sind.“ Die freiheitlich-demokratische Grundordnung finde die Unterstützung von Christen, betonte Rekowski. „Hier gehen wir nicht auf Distanz. Aber das sieht anders aus, wenn es um die jeweils konkret gemachte Politik geht.“ Dort sei auch von Christen immer wieder Abstand, Distanz und Kritik gefordert. epd
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