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Jede Münze hilft: Restgeld aus der Urlaubskasse spenden

Kleinvieh macht auch Mist: Die Caritas sammelt Restgeld, das Urlauber aus aller Welt mit nach Hause bringen. Die Spenden kommen Projekten für Bedürftige zugute.

Irmgard Czech mit dem Restgeld, dass sie für die Caritas im Bereich Fremdwährung betreut
Irmgard Czech mit dem Restgeld, dass sie für die Caritas im Bereich Fremdwährung betreutepd-bild / Rudolf Stumberger

Die rote Plastikkiste, die Irmgard Czech anschleppt, wiegt schwer. Sie nimmt einen Plastikbeutel heraus und schüttet den Inhalt aus. Über den Tisch kullern jede Menge Münzen in verschiedenen Größen und aus aller Herren Länder – Restgeld, das nach Urlaubsreisen übrig bleibt und von der Caritas gesammelt wird. „Die Leute freuen sich, wenn sie das Geld bei uns sinnvoll loswerden“, sagt Czech, die im Pater-Rupert-Mayer-Haus am Münchner Hauptbahnhof arbeitet. Seit 2016 betreut sie für den katholischen Wohlfahrtsverband den Bereich Restgeld beziehungsweise Fremdwährung.

Die Idee dahinter: Urlauber spenden das Geld, das sie nach der Rückkehr noch im Portemonnaie haben. Oft sind es nur kleine Beträge, für die sie ohnehin keine Verwendung mehr haben. Aber: Die Beträge addieren sich, und so wird es für die Caritas ein lohnender Einsatz.

Tonnenweise Kleingeld wird verschickt

Das Kleingeld stammt aus Mexiko, aus Panama und aus Singapur. Auch einige alte Zwei-D-Mark-Münzen liegen auf dem Haufen. „Man kann das Restgeld unten an der Pforte abgeben“, erklärt Irmgard Czech, man kann es aber auch mit der Post schicken. Münzen und Geldscheine für die Caritas stammen auch aus dem Nachlass von Verstorbenen oder aus Haushaltsauflösungen, wenn der Besitzer in ein Pflegeheim wechselt. Manchmal kommt das Geld in alten Schachteln an, oft ohne Absender. „Da wird dann ein Leben sichtbar“, erzählt Czech: „Das rührt mich dann wirklich an.“

Dreimal im Jahr sammelt die Firma Coins aus Münster, ein bundesweit tätiger Dienstleister, das Geld vor Ort ein. Denn es ist nicht ganz einfach, ausländische Münzen in Euro umzutauschen. „Bei uns kommen jedes Jahr an die 100 Tonnen Münzen zusammen“, sagt Geschäftsführer Marinus Lass. Der 61-Jährige hat 1998 ehrenamtlich mit dieser Tätigkeit begonnen, seit 2003 macht er das beruflich. Mit seinen 13 Mitarbeitern betreut er diverse gemeinnützige Organisationen und Verbände.

Die Münzen werden zunächst maschinell nach Größe sortiert. „Dann schicken wir das Geld per Seefracht in die Herkunftsländer zurück“ – und erhalten den Gegenwert in Euro je nach Wechselkurs. Bei der Caritas in München kommt vier bis sechs Wochen nach der Abholung der Münzen eine Abrechnung an. „So zwischen fünf- und achttausend Euro pro Jahr kommen für uns dabei heraus“, sagt Irmgard Czech. Einmal seien es sogar 10.000 Euro gewesen.

Kirche und Diakonie nehmen auch Restgeld an

Das Geld fließt in den sogenannten Einzelfallhilfefonds des katholischen Trägers, der Hilfen in akuten Notlagen finanziert. „Das kann ein neuer Kühlschrank für die Familie sein, weil der alte kaputtgegangen ist“, schildert Czech. Oder eine Seniorin benötigt eine spezielle Brille. Oder es wird ein Zuschuss für eine Klassenfahrt benötigt. „Man kann mit dem Restgeld etwas Gutes tun, bevor es nur zu Hause herumliegt“, so die Caritasmitarbeiterin. 150 bis 200 Mal könne so im Jahr geholfen werden.

Um Restgeldspenden werben bundesweit viele gemeinnützige Organisationen, denn Münzen aus dem Ausland werden von Banken in aller Regel nicht umgetauscht. Und beim Umtausch von Scheinen fallen Gebühren an. Auch Kirche und Diakonie nehmen per Post Restgeld an – sowohl Münzen als auch Banknoten. „Jede Summe hilft“, heißt es bei „Hoffnungsengel“, dem Spendenbündnis von Kirche und Diakonie in Mitteldeutschland.

Die Welthungerhilfe nimmt ebenfalls Restdevisen in jeder Höhe und in jeder Währung an: „Auch wenn die kleinen Schätze für sich kein Vermögen sind, können sie Großes bewirken.“ Die Gelder fließen in eines der derzeit 603 Hilfsprojekte in 37 Ländern.