Der Rückzug von Annette Kurschus als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und als westfälische Präses ist in den eigenen Reihen mit Respekt aufgenommen worden. Damit zeige sie “welchen Stellenwert konsequentes Handeln beim Thema sexualisierte Gewalt – gerade im Interesse der Betroffenen – für die evangelische Kirche hat”, erklärte die Präses der EKD-Synode, Anna-Nicole Heinrich, am Montag in Hannover.
Heinrich dankte Kurschus für die vertrauensvolle Zusammenarbeit zwischen Synode und Ratsvorsitzender: “Dein nachdenklicher Ton und deine klare Ausrichtung am Evangelium haben der Kirche in herausfordernden Zeiten gutgetan.” Zugleich bekundete sie die Hoffnung, dass die Entscheidung von Kurschus nun den notwendigen Raum dafür schaffe, ihren Umgang mit einem Fall sexuell übergriffigen Fehlverhaltens aufzuarbeiten.
Die Hamburger Bischöfn Kerstin Fehrs, die den EKD-Ratsvorsitz kommissarisch übernommen hat, bekundete Hochachtung für die Rücktrittsentscheidung von Kurschus. “Diese Geradlinigkeit und Konsequenz hat auch unsere Zusammenarbeit im Rat der EKD geprägt.” Für den Rat verbinde sich mit dem Rücktritt die Verpflichtung, “den eingeschlagenen Weg bei Aufarbeitung und Prävention sexualisierter Gewalt konsequent weiter voranzugehen”.
Auch Missbrauchsbetroffene begrüßten den Rückzug von Kurschus. “Ihre Entscheidung, auf die Ämter zu verzichten, schützt unsere Arbeit vor weiteren Belastungen”, erklärten die Betroffenenvertretung und das EKD-Beteiligungsforum. Was den Umgang mit dem Fall sexuell übergriffigen Fehlverhaltens betreffe, widersprächen sich nach wie vor die Darstellungen. Dies müsse durch unabhängige Fachleute untersucht werden. Kurschus wird vorgeworfen, als frühere Gemeindepfarrerin in Siegen den Fall vertuscht zu haben. Sie bestreitet das.