Das anstehende Ausscheiden der sogenannten Baby-Boomer-Generation aus dem Berufsleben wird in den kommenden Jahren die Personalnot in der Pflege in Nordrhein-Westfalen weiter verschärfen. Zu diesem Ergebnis kommt der Landespflegereport der Krankenkasse DAK-Gesundheit, der am Freitag in Düsseldorf vorgelegt wurde. Neben erheblichen Finanzierungslücken in der Pflegeversicherung bedrohe die steigende Personalnot zunehmend auch die Versorgung pflegebedürftiger Menschen, hieß es.
Laut der Untersuchung des Instituts AGP Sozialforschung wird die ohnehin dünne Arbeitsmarktreserve in der nordrhein-westfälischen Pflege von gut 7.900 Fachkräften (2,8 Prozent) im Jahr 2025 auf lediglich knapp 2.800 Fachkräfte (1,0 Prozent) in 2030 abschmelzen. Ausscheidendes Personal könne damit lediglich ersetzt werden. Ein Personal- und Strukturaufbau, um den demografischen Wandel abfedern zu können, ist laut der Studie nicht möglich.
Im vergangenen Jahr gab es laut dem DAK-Report fast 277.500 professionelle Pflegekräfte in NRW. Mehr als 56.500 von ihnen erreichen in den kommenden zehn Jahren das Renteneintrittsalter, das sind 20,4 Prozent. Der tatsächliche Bedarf dürfte vor dem Hintergrund einer kontinuierlich wachsenden Zahl pflegebedürftiger Menschen aber noch weitaus größer sein, sagte Studienleiter Thomas Klie. „Wir schätzen, dass in den nächsten 25 Jahren rund 2,3 Millionen Menschen mehr als heute auf pflegerische Unterstützung angewiesen sein werden.“
Hinzukomme eine überdurchschnittlich große gesundheitliche Belastung des Pflegepersonals. Vor allem Erkrankungen des Bewegungsapparates und psychische Belastungen sind ursächlich für durchschnittlich 52 Fehltage von Beschäftigten in Pflegeberufen in NRW in der Altersgruppe ab 58 Jahren, wie es hieß.
Das Pflegesystem gerate „an seine Belastungsgrenze“, warnte DAK-Landeschef Klaus Overdiek. Zur Lösung des Problems forderte er unter anderem neue Versorgungsmodelle: „Wir als immer älter werdende Gesellschaft benötigen Modelle geteilter Verantwortung, die intelligente Verschränkungen von professioneller Pflege, informeller Sorge und zivilgesellschaftlicher Initiative ermöglichen – wie etwa in ambulant betreuten Wohngemeinschaften praktiziert.“ Ein Mix aus Erwerbstätigkeit im Rentenalter und bürgerschaftlichem Engagement könnte einen Beitrag zur Stabilisierung der Pflegesituation leisten.