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Renovabis-Chef wirbt für deutsch-polnischen Kirchendialog

Angesichts aktueller Differenzen zwischen Deutschlands und Polens katholischer Kirche plädiert der Chef des Osteuropahilfswerks Renovabis, Thomas Schwartz, für mehr gegenseitige Besuche und Gespräche. Man müsse bereit sein, aufeinander zu hören, sagte Schwartz im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA, Donnerstag). “Wir laden dazu ein, geben Anregungen und fördern weiter Initiativen, die einer Entfremdung entgegenwirken.” Es brauche viel mehr Menschen in der Kirche, die sich dafür einsetzten.

Schwartz besuchte diese Woche als Hauptgeschäftsführer des Osteuropahilfswerks der katholischen Kirche in Deutschland die Vollversammlung der polnischen katholischen Bischöfe in Tschenstochau (Czestochowa). Er räumte ein, dass die deutsch-polnischen Differenzen über mögliche Reformen in der Kirche nicht klein seien: “Die sind durchaus grundsätzlicher Natur. Aber sie laden zum Gespräch ein.”

Der Dialogprozess werde lange dauern und nicht einfach sein, so Schwartz. “Man muss sich auch klar machen, dass in der Weltkirche Platz für Vielfalt sein darf; dies muss keine Gefahr für die Einheit darstellen.”

Der Vorsitzende der Polnischen Bischofskonferenz, Erzbischof Stanislaw Gadecki, hatte in einem Brief an Papst Franziskus mehrere Beschlüsse des deutschen Reformprozesses Synodaler Weg als “extrem inakzeptabel und unkatholisch” kritisiert. Konkret verurteilte Gadecki unter anderem Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare und Pläne, dass transgeschlechtliche Gläubige im Taufregister ihren Namen und das eingetragene Geschlecht ändern dürfen. Die deutschen Kirchenreformer wollten offenbar eine “Revolution” vollbringen, die eher von “linksliberalen Ideologien inspiriert ist” als vom Evangelium, schrieb er.

Schwartz, selbst Priester, hat nach eigenen Worten in Einzelgesprächen mit polnischen Bischöfen deutlich gemacht, “dass es unseren Bischöfen genauso wie unseren Laien nicht darum geht, eine neue evangelische Kirche zu gründen”. Man habe ihm geglaubt, “dass es das Interesse der Verantwortlichen des Synodalen Wegs ist, dass auch noch in 20 Jahren die katholische Kirche in Deutschland lebt”. Böswilligkeit werde den Deutschen “eigentlich nicht unterstellt”, was ein gutes Zeichen sei.

Der Hauptvorwurf von polnischen Bischöfe lautet Schwartz zufolge, der deutsche Weg wirke von oben nach unten. Es sei eine typisch deutsche Art und Weise, von oben alles regeln zu wollen, was eigentlich von unten besser organisiert werden würde, heiße es.

Die polnischen Bischöfe drückten im Abschlusskommunique der Vollversammlung ihre Dankbarkeit dafür aus, dass Renovabis polnische Initiativen für die Entwicklung der Seelsorge, der Priesterausbildung und der sozialen Aktionen unterstütze. Dadurch könnten polnische Priester und Ordensschwestern auch im Osten pastoral tätig sein, hieß es.