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Rabbiner Goldschmidt: Mehr tun gegen Judenhass in Europa

Der Internationale Karlspreis geht in diesem Jahr an Pinchas Goldschmidt, den Vorsitzenden der Europäischen Rabbinerkonferenz. Seine Dankrede nutzte er für ein flammendes Plädoyer für die Menschenrechte und gegen Judenhass.

Der Vorsitzende der Europäischen Rabbinerkonferenz (CER), Pinchas Goldschmidt (60), hat als neuer Karlspreisträger zum entschiedenen Kampf für Demokratie und Menschenrechte sowie gegen Judenhass aufgerufen. Seine Dankrede am Donnerstag in Aachen nutzte er für ein flammendes Plädoyer gegen Antisemitismus, der immer stärker die europäischen Werte bedrohe.

Judenhass sei nie tot gewesen, doch seit dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober sei er immer stärker entfacht worden. Jüdisches Leben könne nur noch unter strengsten Sicherheitsvorkehrungen stattfinden: “Judenhass tobt sich auf den Straßen aus, bei Demonstrationen, auf denen offen zum Mord an Juden aufgerufen wird.”

Antisemitismus müsse in all seinen Formen erkannt, benannt und bekämpft werden, forderte Goldschmidt. Dazu gehöre die uralte rassistische rechtsradikale Gestalt, aber der Judenhass komme auch als “Antizionismus” und “Israelkritik” vor und sickere in Disziplinen wie Postcolonial Studies ein.

Auch er habe Probleme mit der heutigen israelischen Regierung, fügte er hinzu – und “auch mich lassen die Bilder aus dem Gazastreifen nicht kalt, wie könnten sie”? Aber es sei doch offensichtlich: “Die Hamas hat den Krieg begonnen. Und sie könnte ihn sofort beenden. Indem sie die Geiseln freilässt, die Waffen streckt und ihrem eigenen Volk ein echtes Leben ermöglicht.”

Antisemitismus sei nicht zuerst das Problem der Juden, sondern das Problem der Gesellschaften, in denen er herrsche: “Er ist ein Seismograf für ihren Zustand. Extremismus von rechts und links und insbesondere der radikale politische Islam – die Pervertierung einer Religion – gefährden nicht nur das jüdische Europa. Sie bedrohen die Sicherheit, die Freiheit, ja die Zukunft ganz Europas.”

Alle freiheitsliebenden Demokratinnen und Demokraten müssten endlich wehrhaft werden – nach außen und nach innen, forderte Goldschmidt zum Schluss: “Wann, frage ich Sie, soll ‘nie wieder’ sein, wenn nicht jetzt?”