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Psychiater Manfred Spitzer: Einsamkeit ist tödlich

Einsamkeit führt zu echten Schmerzen, sagt der Hirnforscher Spitzer. Und sei ansteckend. Hinzu kommt, dass auch die Gesellschaft durch Einsamkeit Schaden nimmt.

Einsamkeit ist nach Aussage des Psychiaters Manfred Spitzer “der Killer Nummer eins”. Einsamkeit sei “tödlich, ansteckend und schmerzhaft”, sagte der Ulmer Hirnforscher am Mittwoch bei der Jahrestagung des Deutschen Ethikrats in Berlin. Untersuchungen hätten gezeigt, dass Einsamkeit die Sterblichkeit in stärkerem Ausmaß steigere als bekannte einzelne Risiken wie etwa Rauchen, Übergewicht oder Bluthochdruck. So verursache Einsamkeit unter anderem Stress und führe damit zu weiteren gesundheitlichen Problemen.

Zugleich zeigten wissenschaftliche Untersuchungen, dass Einsamkeit wirklich schmerzhaft sei. “Das Schmerzzentrum geht an, wenn man einsam ist”, sagte Spitzer. Das Schmerzempfinden nehme indes ab, wenn man den Probanden ein Bild des Partners oder der Familie zeige. In diesem Sinne seien gegen Einsamkeit auch handelsübliche Schmerzmittel wirksam. “Empfehle ich Aspirin gegen Einsamkeit. Nein”, so Spitzer. Aber in der Psychiatrie wisse man um diesen Effekt und beachte ihn bei der Behandlung von Menschen, die an den Folgen chronischer Einsamkeit litten und nicht selten bereits übermäßig Schmerzmittel nähmen.

Im ersten Moment ist Einsamkeit nach Aussage der Psychologin Maike Luhmann von der Ruhr Universität Bochum nicht negativ. “Einsamkeit ist wie Hunger und Durst – fühlt sich nicht gut an, aber führt dazu, dass wir etwas unternehmen und mit anderen in Kontakt treten”, so Luhmann. Problematisch sei es, wenn daraus eine Negativspirale entstehe. Dann gebe es auch schwerwiegende gesellschaftliche Folgen. In den USA sei geschätzt worden, dass der wirtschaftliche Schaden von Einsamkeit 154 Milliarden US-Dollar im Jahr betrage.