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Psychiater: An Schulen über mentale Gesundheit aufklären

Auch junge Menschen können an Depressionen erkranken. Seit der Corona-Pandemie sind sogar besonders viele Jüngere davon betroffen. Ein Experte fordert gezielte Aufklärung.

Schon Schülerinnen und Schüler sollten über psychische Gesundheit informiert werden: Dafür spricht sich der Psychiater Andreas Menke aus. Damit dies gelinge, müssten zunächst Lehrkräfte für das Thema sensibilisiert werden, sagte Menke der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Am Donnerstag erscheint sein Buch “Depression. Wissen, was hilft”.

Lehrerinnen und Lehrer seien mitunter selbst hochgradig belastet, fügte der Experte hinzu. Zugleich sei es wichtig, dass sie Alarmzeichen bei jungen Menschen erkennen könnten: “Auch Kinder können an Depressionen erkranken.” Während der Corona-Zeit sei zudem die Suizidrate unter Kindern und Jugendlichen angestiegen.

Laut der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention erkranken etwa sechs Prozent aller jungen Menschen an einer Depression, also im Schnitt etwa ein bis zwei Schülerinnen oder Schüler pro Klasse. Es handle sich um eine der häufigsten psychischen Erkrankungen bei Jugendlichen. Der Jugendbeirat der Stiftung fordert in einer Petition, das Thema fest in die Lehrpläne weiterführender Schulen zu verankern.

Auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) lege einen Schwerpunkt auf Bewusstseinsbildung, sagte Menke, der Ärztlicher Direktor der psychosomatischen Klinik Medical Park Chiemseeblick sowie Sprecher des Chiemseer Bündnisses gegen Depression ist. “Umfassend gab es das hierzulande nie, was psychische Erkrankungen betrifft”, kritisierte er. Inzwischen komme das Thema jedoch auch in Unternehmen allmählich an. “Man merkt, wenn jemand dauerhaft ausfällt, kann man nicht einfach jemand anderen einstellen – denn auch Wissen fällt damit weg.” Zudem sei Ersatz in Zeiten des Fachkräftemangels schwerer zu bekommen.

Allzu lange habe es geheißen: “Leistung, Leistung, Leistung – und im Zweifel zusammenreißen.” Durch Aufklärungsarbeit habe sich viel verbessert, sagte der Professor. “Aber kaum jemand sagt: ‘Ich bin jetzt mal sechs Wochen nicht im Büro wegen Depressionen.'” Mit anderen Erkrankungen wie Diabetes könne man offener umgehen. “Leider gibt es immer noch viele Menschen, die überhaupt kein Verständnis für psychische Erkrankungen haben. Das muss weiterhin wachsen.”