Mit zwei Kunstinstallationen wollen Aktivisten am Donnerstag in Hannover gegen die ihrer Ansicht nach schleppende Missbrauchsaufarbeitung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) demonstrieren. Anlass ist die am selben Tag geplante Vorstellung einer Studie zu sexualisierter Gewalt im Bereich von EKD und Diakonie, wie die Giordano-Bruno-Stiftung in Oberwesel ankündigte. Demnach ist auch die Betroffeneninitiative im Bistum Hildesheim an der Aktion beteiligt.
“Unglaubliche 14 Jahre sind bereits vergangen, seitdem der Missbrauchsskandal einer breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde”, erklärte die Stiftung, die sich nach eigenen Angaben für Humanismus und Aufklärung einsetzt. So lange habe die evangelische Kirche gebraucht, um eine erste bundesweite Studie zu veröffentlichen.
Kunstinstallation “Die lange Bank des Missbrauchsskandals”
“Damit hat die EKD sogar fünf Jahre länger gebraucht als die katholische Kirche, die ja nicht gerade für schnelle Entscheidungen bekannt ist”, so der Leiter der Protestaktion, David Farago, von der Aktionsgruppe “11. Gebot” der Stiftung. “Die Studie darf jetzt nicht als Abschluss, sondern, wenn überhaupt, als Anfang der Aufarbeitung in der evangelischen Kirche betrachtet werden.” Das Protestbündnis fordert zudem den Bundestag auf, im Zuge der Missbrauchsaufarbeitung eine Wahrheits- und Gerechtigkeitskommission und ein Opfergenesungswerk einzurichten.
Die Demonstration soll vor einem Gebäude der Hochschule Hannover stattfinden, in dem parallel die Studie vorgestellt wird. Die erste Kunstinstallation mit dem Titel “Die lange Bank des Missbrauchsskandals” symbolisiere die Taktik der Kirchen, zentrale Forderungen der Betroffenen auf die lange Bank zu schieben, hieß es. Die zweite Installation bestehe aus Archivkisten mit Aktenordnern und dem Slogan “Urteile statt Gutachten”. Sie soll Versäumnisse der staatlichen Justiz bei der Verfolgung von Missbrauchstätern anprangern.
Die Studie wurde von einem unabhängigen Forscherteam erstellt und ist die erste bundesweite Untersuchung zu sexualisierter Gewalt in der evangelischen Kirche und der Diakonie. Die EKD hatte sie vor gut drei Jahren für rund 3,6 Millionen Euro in Auftrag gegeben.