Als propalästinensisch bezeichnete Proteste an deutschen Universitäten sorgen für Aufsehen. In Berlin räumte die Polizei ein Camp. Das geht der Potsdamer Professorin Miriam Rürup und anderen Wissenschaftlern zu weit.
Die Direktorin des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien in Potsdam, Miriam Rürup, verteidigt als propalästinensisch bezeichnete Proteste an deutschen Hochschulen. “Die Protestcamps sind ein Zeichen für eine gelebte Debattenkultur”, sagte die Historikerin am Dienstag vor Journalisten in Berlin.
Seit Wochen sorgen Proteste von Studenten an mehreren deutschen Universitäten für Diskussionen. Anfang Mai war ein solches Protestcamp an der Freien Universität Berlin bei einem Polizeieinsatz geräumt worden. Rund 100 Berliner Lehrkräfte hatten sich mit den Demonstranten in einem “Statement von Lehrenden an Berliner Universitäten” solidarisiert. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hatte daraufhin deutliche Kritik an dem Schreiben geäußert.
Rürup wies die Kritik mit Berliner Professoren wie dem emeritierten Professor für Deutsche Geschichte im 20. Jahrhundert, Michael Wildt, dem Professor für Staats- und Verwaltungsrecht, Clemens Arzt, und dem Professor für Ensemblespiel und Violine, Michael Barenboim, zurück. Der Ruf nach mehr Repression, nach mehr Durchgreifen des Staates und eine Aushöhlung von Grundrechten helfe weder Jüdinnen und Juden noch der Demokratie, so die Historikerin. “Jüdinnen und Juden sind nur dann geschützt, wenn eine Gesellschaft offen ist und wenn ein Rechtsstaat stark ist und wenn demokratische Grundrechte eingehalten und verteidigt werden.” Darum gehe es bei den Protestcamps.
“Wenn wir sagen ‘We stand with Israel’, dann sollte das aus meiner Sicht bedeuten: Deutsche Staatsräson heißt, wir unterstützen die israelische Zivilgesellschaft”, so Rürup. “Wir unterstützen diejenigen, die eine Rückkehr der Geiseln fordern und nicht müde werden, dass wir über die Geiseln sprechen.” Dies umfasse aber nicht eine “Besatzungspolitik” der israelischen Regierung.