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Priester tötet Obdachlosen – Entlassung aus Klerikerstand beantragt

Ein Pfarrer des Erzbistums Warschau hat nach eigenen Angaben einen Mann mit Benzin übergossen und angezündet. Erzbischof Galbas entschuldigt sich für das Verbrechen und beantragt eine hohe Kirchenstrafe für den Täter.

Ein Priester in Polen hat Ermittlern die Tötung eines Obdachlosen gestanden. Wegen des Vorwurfs des Mordes mit besonderer Grausamkeit ordnete am Samstag ein Gericht in der Kleinstadt Grojec bei Warschau eine dreimonatige Untersuchungshaft für den katholischen Geistlichen an, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Der 60-jährige Pfarrer des Dorfes Przypki gab demnach zu, dass er das 68-jährige Opfer am Donnerstagabend mit einem Beil auf den Kopf schlug, mit Benzin übergoss und anzündete.

Beide Männer kannten sich laut polnischen Medienberichten seit mehr als 20 Jahren. Zwischen ihnen soll es laut Anklagebehörde zum Streit über eine Unterkunft gekommen sein, die der Obdachlose verlangt habe. Der Priester hatte sich zuvor in einer schriftlichen Vereinbarung verpflichtet, im Gegenzug für eine Spende lebenslang für den 68-Jährigen zu sorgen. Das Opfer starb den Ermittlern zufolge am Straßenrand an den Folgen der Verbrennungen und Kopfverletzungen, die es erlitten hatte. Dem Täter drohen mindestens 15 Jahre Haft.

Als Reaktion ließ der Warschauer Erzbischof Adrian Galbas in den Sonntagsmessen seines Erzbistums eine Erklärung verlesen, in der er für das “furchtbare Verbrechen” um Entschuldigung bat. Er selbst bitte Gott und die Menschen um Vergebung. “Als Bischof der Kirche in Warschau fühle ich mich moralisch verantwortlich, was in dieser Kirche geschieht – im Guten wie im Bösen”, betonte der Erzbischof. Er rief zu Gebeten für den Getöteten und seine Angehörigen auf.

“Ich bin niedergeschlagen und erschüttert von der Nachricht, dass einer meiner Priester einen armen und obdachlosen Menschen brutal ermordet hat”, so Galbas. “Das Blut unseres ermordeten Bruders schreit zu Gott.” Der Erzbischof erklärte weiter: “Ich habe heute keine tröstenden Worte für euch, geschweige denn eine Erklärung oder Rechtfertigung.”

Nach Angaben des Erzbistums beantragte Galbas “wegen der Schwere des Verbrechens und der großen gesellschaftlichen Empörung” beim Heiligen Stuhl umgehend die Entlassung des Täters aus dem Klerikerstand. Das sei die “Höchststrafe, die das Kirchenrecht für einen Geistlichen vorsieht”. Der Pfarrer sei sofort suspendiert worden.

Das Bistum nahm in seine Messen auch ein Bußgebet auf. Darin wurde Gott um Vergebung für “die schändliche Sünde” gebeten, “die unser Bruder im Priesteramt Christi begangen hat”. Auch um Barmherzigkeit für den Täter ging es. Die Kirche versprach volle Zusammenarbeit mit Ermittlern und Justiz, um alle Umstände des Verbrechens aufzuklären. Man erwarte, dass das staatliche Gericht eine “gerechte und angemessene Strafe” verhänge.

Laut Staatsanwaltschaft hatte ein Radfahrer den brennenden Körper des Mannes entdeckt. Er habe der Polizei das Kennzeichen eines Autos mitgeteilt, das vom Tatort wegfuhr; es gehörte dem Priester. Die Polizei nahm ihn im Pfarrhaus fest.