Die westfälische Präses Adelheid Ruck-Schröder ruft zu einer Erneuerung des Verhältnisses von Kirche und Judentum auf. „Das ist heute bitterer nötig denn je angesichts eines explodierenden Antisemitismus auf unseren Straßen“, sagte die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen am Montag vor der westfälischen Landessynode in Bielefeld. Sie halte es für ihre Landeskirche „für konstitutiv, sich der Erneuerung des Verhältnisses von Kirche und Judentum nach Jahrhunderten antijudaistischer Vorurteile und Verfolgung des jüdischen Volkes intensiv zu widmen“.
Zugleich gelte es, „gute Beziehungen zu unseren palästinensischen Geschwistern“ zu pflegen, betonte Ruck-Schröder vor dem Kirchenparlament. „Die Ökumene mit den arabisch sprechenden Schwestern und Brüdern, die unter dramatischen Bedingungen leben und überleben, darf nicht gegen den christlich-jüdischen Dialog ausgespielt werden, fügte die 59-jährige Theologin mit Blick auf den Gaza-Krieg und die Lage der Palästinenser im Gaza-Streifen hinzu. Gestärkt werden müssten Menschen, die Brücken bauen, “und wir als Kirche können Ort der Verständigung sein”.
Ruck-Schröder ging auch auf ihre Israel-Reise Anfang November mit einer Delegation des nordrhein-westfälischen Landtags ein. In einem Gottesdienst in Jerusalem hatte der palästinensische Bischof Sani Ibrahim Azar mit Blick auf den Gaza-Krieg von „Völkermord“ gesprochen, deshalb verließ der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, die Kirche.
Sie habe die entstandene Irritation in einem Grußwort angesprochen und eingeordnet, sagte Ruck-Schröder. Für Ihre Äußerungen habe sie viel Kritik erhalten und daher jeweils den Diskurs gesucht. Sie habe sowohl mit Bischof Azar als auch mit Unterzeichnern eines offenen Briefs gesprochen. Den Dialog aus unterschiedlichen Perspektiven wolle sie weiterführen.
Am Sonntagabend hatte der Vorsitzende des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden von Westfalen-Lippe, Zwi Rappoport, vor der Synode gesprochen und eine „Welle an antisemitischen und antiisraelischen Ressentiments“ beklagt. Diese Ressentiments hätten „leider auch in christlichen Kreisen Anschluss gefunden“.