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Polizei: Private Waffen führen nur zu “vermeintlicher Sicherheit”

Immer mehr Menschen fühlen sich im öffentlichen Raum unsicher und legen sich deshalb Schreckschusspistolen und ähnliche Waffen zu. Warum das keine gute Idee ist, erklärt ein Polizist.

Im Parkhaus, nach einem Kinobesuch oder generell im Alltag – immer mehr Menschen greifen zum Eigenschutz zu Waffen. “Das subjektive Sicherheitsempfinden des Einzelnen ist empfindlich gestört”, sagte der stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, Erich Rettinghaus, am Mittwoch der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Gewalt- und Rohheitsdelikte sowie Pöbeleien nähmen zu. “Der Einzelne nimmt das in den Medien, seinem Umfeld und aus eigener Erfahrung wahr”. Konsequenz sei “ein persönliches Aufrüsten, um sich zu schützen”.

Die Polizei beobachtet diese Entwicklung mit Sorge. Eine Schreckschusspistole oder Reizstoffwaffe mit sich zu führen, suggeriere “nur vermeintliche Sicherheit”. Die Möglichkeiten der Selbstverteidigung mit einer solchen sogenannten PTB-Waffe seien begrenzt. So könne es sein, dass man im Notfall – also bei wirklicher Bedrohung – nicht an die Waffe kommt, weil sich diese in der Handtasche befinde. Man müsse sich zudem fragen, ob man bereit sei, die Waffe tatsächlich einzusetzen. Wer sie mit sich führe, riskiere “eine Eskalation der Situation”.

Laut Polizeigewerkschaft haben immer mehr Menschen hierzulande einen Kleinen Waffenschein. Dieser berechtigt zum Führen von Schreckschuss-, Reizgas- und Signalwaffen in der Öffentlichkeit. Im nationalen Waffenregister sind laut Rettinghaus derzeit knapp eine Million Eintragungen erfasst.

Die Dunkelziffer für den Besitz von Schreckschuss-, Reizstoff- oder Signalwaffen sei aber erheblich höher: Denn nicht jeder, der eine solche Waffe besitzt, bekomme oder beantrage einen Kleinen Waffenschein, erläuterte der Gewerkschafter.

Statt sich zu bewaffnen, rät Rettinghaus zu umsichtigem Verhalten. Unternehmungen sollten vorausschauend geplant, das eigene Umfeld beobachtet und Auffälligkeiten registriert werden. Zudem gelte es, kritische Situationen zu vermeiden, etwa abends nicht alleine durch einen dunklen Park oder eine leere Straße zu gehen. Bei allen abendlichen Anlässen sollte man den Nachhauseweg am besten mit mehreren Personen planen.

Ein weiterer Tipp des Experten: “Bei Bedrohung laut sein, die Aufmerksamkeit anderer auf die Situation ziehen, Hilfe suchen und eine Eskalation vermeiden, lieber einmal zu viel als zu wenig die Polizei anrufen.”