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Polizei, Ärzte und Tierhalter für Böller-Verbot

Ärzte und Retter im Dauerstress – und Tiere in Panik. Neben Umweltverbänden drängen jetzt auch andere Gruppen zu einem Feuerwerk-Verbot für Privat-Personen. Sie plädieren für Alternativen.

Verletzte Menschen, gestresste Tiere, verdreckte Luft überlastete Retter: Zum Start des Feuerwerkverkaufs am Wochenende sind erneut diverse Rufe zu einem Böller-Verbot laut geworden. Seit Samstag kann wieder Silvesterfeuerwerk gekauft werden. Feuerwerk und Böller dürfen aber erst ab 18 Uhr am Silvestertag und bis 7 Uhr am Neujahrstag gezündet werden.

So sieht die Bundesärztekammer in zentral organisierten Feuerwerken eine Alternative zur privaten Böllerei. “Niemand möchte den Menschen die Möglichkeit nehmen, Silvester ausgelassen zu feiern”, sagte Präsident Klaus Reinhardt am Samstag. “Manche Städte bieten auch Drohnen- oder Lasershows an, die den Himmel ganz ohne Müll und Feinstaub-Belastung erstrahlen lassen. Für einen schönen Jahreswechsel braucht es kein Schwarzpulver. Es ist an der Zeit, neue Silvestertraditionen zu begründen, um friedlich und sicher ins neue Jahr zu starten.”

Der falsche, fahrlässige und alkoholisiert beeinträchtigte Umgang mit Böllern und Raketen führe zu teils schweren Verletzungen und belaste die ohnehin hoch frequentierten Notaufnahmen der Kliniken. Und nicht zuletzt seien Haus- und Wildtiere durch die Knallkörper stark beeinträchtigt. Er betonte, dass die Bundesärztekammer mit der Forderung nach einem Verbot des privaten Gebrauchs von Pyrotechnik sich mit den Organisationen der Polizei und Rettungskräfte und nicht zuletzt dem Umweltschutz absolut einig sei.

Auch der Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei, Benjamin Jendro, plädierte für das gezielte Abbrennen von Feuerwerk: “Feuerwerk gehört in die Hände von Leuten, die wissen, was sie tun, also Feuerwehrleute und zertifizierte Menschen. Wenn die Leute nicht ganz auf Feuerwerk verzichten wollen, dann sollten wir ihnen doch mehr organisierte Veranstaltungen anbieten.”

Das zeitweise Böller-Verkaufsverbot während der Corona-Pandemie hat laut Ärztekammer gezeigt, dass die Gefahren durch entsprechende Regelungen deutlich reduziert werden konnten. In Hamburg gab es Silvester 2020 nur etwa ein Drittel der Noteinsätze aus dem Vorjahr; in Berlin sank die Zahl der Einsätze von 1.523 auf 862.

Die Arbeitsgemeinschaft für artgerechte Nutztierhaltung beklagte, dass in der Debatte um die Feuerkörper fast nie die Ängste der landwirtschaftlich genutzten Tiere erwähnt würden. Auf die durch das Silvesterfeuerwerk ausgelösten Ängste der Heim- und Wildtiere werde indes jedes Jahr von zahlreichen Verbänden hingewiesen. “Im Gegensatz zu den in der freien Natur lebenden Tieren, ist es den Nutztieren wegen ihrer beengten Aufstallung nicht möglich, dem extreme Angst auslösenden Lärm durch Flucht zu entkommen. “Milchkühe sind in den praxisüblichen Ställen auf den durch Kot und Urin glatten Böden durch Stürze in großer Gefahr, wenn sie durch Knallerei und Lichtblitze erschreckt werden”, sagte der Vorsitzende Eckard Wendt am Samstag in Stelle.

Auch der Arbeiter-Samariter-Bund wies zusätzlich auf den stressigen Einsatz am Jahreswechsel hin. “Unsere Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitäter sind an Silvester enorm gefordert. Während andere feiern, sind sie unermüdlich im Einsatz, um Leben zu retten”, sagte Edith Wallmeier, Geschäftsführerin Einsatzdienste und Bildung. Sie appellieren daher eindringlich an alle: “Halten Sie Rettungswege frei, achten Sie auf die Sicherheit im Umgang mit Feuerwerk und begegnen Sie unseren Einsatzkräften mit Respekt. Jede Behinderung oder Verzögerung kann Leben kosten.”