Die Menschen in Polen gedenken des deutschen Überfalls auf das Land am 1. September 1939. In Danzig wiederholte Präsident Karol Nawrocki die Forderung nach Reparationszahlungen aus Deutschland.
Polens Präsident Karol Nawrocki verlangt von Deutschland Reparationszahlungen für die Schäden im Zweiten Weltkrieg. In einer Ansprache zum 86. Jahrestag des Kriegsbeginns rief er am Montagmorgen die Regierung in Warschau auf, das Thema auf internationaler Ebene anzusprechen.
“Um eine Partnerschaft mit unserem westlichen Nachbarn auf der Grundlage von Wahrheit und guten Beziehungen aufbauen zu können, müssen wir endlich die Frage der Reparationen vom deutschen Staat klären, die ich als polnischer Präsident eindeutig für das Gemeinwohl fordere”, sagte Nawrocki bei der Gedenkveranstaltung auf der Halbinsel Westerplatte bei Danzig.
Polen brauche Gerechtigkeit, Wahrheit und klare Beziehungen zu Deutschland. Gemeinsam mit Deutschland wolle Warschau die EU und die Nato für den “wiedererstarkenden Neoimperialismus der postsowjetischen Russischen Föderation” wappnen. Mit dem Angriff auf Polen hatte Deutschland am 1. September 1939 den Zweiten Weltkrieg begonnen.
Deutschlands “Reichtum” beruhe auch auf dem “Bruch der Zehn Gebote”, so der Präsident. Wenn man getötet und gestohlen habe, müsse man seine Schuld bekennen und Wiedergutmachung leisten. “Wir warten auf Reparationen vom deutschen Staat”, ergänzte er. Seine Rede beendete Nawrocki mit den Worten: “Ewige Schande über die deutschen und sowjetischen Mörder! Es lebe Polen!”
Die Westerplatte gilt in Polen als Symbol des eigenen Widerstands gegen den deutsche Überfall. Nawrocki verwies darauf, dass dort etwa 200 polnische Soldaten eine Woche lang ein Munitionsdepot gegen 4.000 deutsche Angreifer verteidigt hätten.
Polens Regierungschef Donald Tusk griff das Thema in seiner Rede auf der Westerplatte nicht auf. Er betonte stattdessen: “Wir müssen so stark sein, wir müssen so klug sein, wir müssen so geeint sein, dass niemandem auf der Welt jemals wieder in den Sinn kommt, unser Vaterland anzugreifen.” Polen solle sich mit seinen Verbündeten zusammenschließen und “die gesamte westliche Welt” verteidigen, “die Zivilisation der Freiheit”. Tusk weiter: “Polen darf nie wieder allein sein. Polen darf nie wieder schwach sein.”
Eine Parlamentskommission in Warschau hatte 2022 die polnischen Kriegsschäden auf 1,3 Billionen Euro geschätzt. Polens Entschädigungsansprüche gegenüber Deutschland seien weder erloschen noch verjährt, stellte sie damals fest. Die Bundesregierung hatte die Reparationsforderungen aus Polen zurückgewiesen. Die Volksrepublik Polen habe 1953 auf weitere Reparationen verzichtet und dies mehrmals bestätigt, argumentierte Berlin.