Hamburg. Auf dem Friedhof Ohlsdorf soll es ruhiger werden: Nach einem Beschluss des Aufsichtsrates wird auf der zentralen Mittelallee eine Schranke für Pkw eingerichtet, um den Durchgangsverkehr der Berufspendler wirksam zu reduzieren, wie die Pressestelle der Hamburger Friedhöfe mitteilt. Für Trauergäste und das Gewerbe am Friedhof soll es Ausnahmen geben. So können Besucher von Trauerfeiern für den Weg zur jeweiligen Kapelle über ein elektronisches Rufsystem die Schranke öffnen lassen.
Der Friedhof wird täglich von rund 5.000 Pkw befahren – nur ein Drittel davon sind Friedhofsbesucher, zwei Drittel reiner Durchgangsverkehr. Seit Jahren gibt es Gedankenspiele, wie dies zu vermeiden sei. Verboten ist es ohnehin: Verkehrsschilder weisen an den Eingängen darauf hin. Gegen Temposünder gab es sogar wiederholt Radarfallen. Der gesamte Friedhof ist Tempo-30-Zone.
Vollsperrung vom Tisch
Diskutiert wurde Anfang des Jahres 2019 die Einrichtung einer Bezahlschranke. Der Vorschlag wurde aber wieder verworfen. Auch die angedachte völlige Sperrung für den Autoverkehr habe der Aufsichtsrat nicht weiter verfolgt, um den Besucherverkehr nicht unnötig einzuschränken, hieß es.
Beschäftigte von Bestattungs-, Gärtner- und Steinmetz-Betrieben sowie Friedhofsangestellte erhalten künftig eine Genehmigung zum Öffnen der Schranke. Die Linienbusse werden ebenfalls den gesamten Friedhof befahren können. Auch für Fußgänger und Radfahrer soll es keine Einschränkungen geben.
Der Durchgangsverkehr sei für viele Besucher ein großes Ärgernis, sagte Umweltstaatsrat Michael Pollmann (Grüne), Aufsichtsratsvorsitzender der Hamburger Friedhöfe. “Ein Friedhof soll ein Ort der Trauer, des Gedenkens und der Ruhe sein.” Die Schrankenlösung sei “unkompliziert und praktikabel”.
Größter Parkfriedhof der Welt
Mit einer Fläche von 389 Hektar ist der Ohlsdorfer Friedhof im Norden Hamburgs der größte Parkfriedhof der Welt. Seit der Eröffnung 1877 wurden hier 1,4 Millionen Menschen beigesetzt. Pro Jahr sind es rund 4.700 Beisetzungen. Für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft gibt es rund 235.000 Grabstellen. Über 1,2 Millionen Gäste besuchen jährlich den Friedhof mit seinen 36.000 Bäumen und 15 Teichen. Das Straßennetz hat eine Länge von 17 Kilometern.
Für Trauerfeiern stehen zwölf Kapellen und drei Feierhallen zur Verfügung. Es gibt drei Kolumbarien für oberirdische Urnenbeisetzungen, einen Ruhewald und Baumgräber, einen Schmetterlingsgarten sowie Gräberfelder für Paare, einzelne Kirchengemeinden und Muslime. (epd)