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Pierbattista Pizzaballa – Italienischer Franziskaner im Nahen Osten

Pierbattista Pizzaballa, dessen 60. Geburtstag auf den Todestag von Papst Franziskus fiel, ist der höchste Vertreter der lateinischen (römischen) Kirche im Heiligen Land. In seinen Verantwortungsbereich fallen Israel, Palästina, Jordanien und Zypern. Als Patriarch von Jerusalem ist der Norditaliener eine Schlüsselfigur in der Vermittlung zwischen den Religionen dort.

Der Ordensmann der Franziskaner, der neben Italienisch und Englisch fließend Hebräisch spricht, lebt seit 1990 in Jerusalem. Er war unter anderem verantwortlich für die hebräischsprachige katholische Gemeinde in Israel. Von 2004 bis 2016 war er Vorsteher seines Ordens im Heiligen Land. Es folgten vier Jahre als päpstlicher Interims-Verwalter des Lateinischen Patriarchats. Im Herbst 2020 ernannte Papst Franziskus ihn zum Patriarchen von Jerusalem; ein Jahr später machte er ihn zum Kardinal.

Friedenspolitisch tritt Pizzaballa immer wieder nachdrücklich für eine Zwei-Staaten-Lösung ein. Nach den Massakern der Hamas in Israel am 7. Oktober bezog er klare Position, wie er auch den Tod und Zerstörung in Gaza anprangerte. Weltweite Achtung erzielte er mit seiner zu Kriegsbeginn erklärten Bereitschaft, sich gegen israelische Geiseln der Hamas austauschen zu lassen.

Für Pizzaballa spricht, dass er theologisch eher konservativ ist, ohne Hardliner zu sein. Als Italiener seit 35 Jahren im Ausland, könnte er das richtige Maß an Zugehörigkeit und Distanz haben, um gleichermaßen für Italiener wie andere wählbar zu sein. Zudem sagt man ihm die Unterstützung der Ordensgemeinschaften nach.

Gegen Pizzaballa spricht sein für einen möglichen Papst sehr junges Alter (60), wobei er 2004 mit 38 Jahren bereits als zweitjüngster Kustos in die jahrhundertelange Geschichte der Kustodie einging. Schwerer wiegt vielleicht das zweite Gegenargument gegen einen Papst Pizzaballa: Der Kenner der komplexen und konfliktträchtigen Realitäten im Nahen Osten wäre in Jerusalem schwer zu ersetzen.