Der Pianist Igor Levit vermisst bei den Deutschen Empathie angesichts des jüdischen Leids. „Der Überfall der Hamas ist jetzt fast sechs Wochen her – ich sehe und spüre die Empathie immer noch nicht“, sagte Levit der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“: „Die jetzt fehlende Empathie hat bei mir dazu geführt, dass ich mein Grundvertrauen in das, was Gesellschaft in Deutschland ist, verloren habe.“
Levit: „Ich bin Jude in Deutschland. Und ich habe diese Solidarität für andere auch gezeigt. Doch diese Gesten aus der Bevölkerung sind heute nicht da.“ Der Hass auf Juden sei nicht nur eine Bedrohung für ihn selbst, sondern für die Existenzgrundlage dieser Bundesrepublik. Dass sich diese Dringlichkeit „nicht auf die Straße übersetzt, finde ich erschütternd. Ich verstehe es einfach nicht“, sagte Levit mit Blick auf geringe Teilnehmerzahlen bei Demonstrationen, die Solidarität mit Israel bekundeten.
Igor Levit, der aus einer jüdischen Familie stammt, wurde 1987 im russischen Gorki (jetzt Nischni Nowgorod) geboren. Im Alter von acht Jahren siedelte er mit seiner Familie nach Hannover über. Bereits mit 13 Jahren begann Levit ein Studium für musikalisch Hochbegabte an der dortigen Hochschule für Musik, Theater und Medien. Privat lebt Levit heute in Berlin.