Eigentlich müsste jeden Tag „Tag der Pflege“ sein. Weil es nicht reicht, einmal im Jahr auf die dramatische Situation in Deutschland aufmerksam zu machen. Pflegeheime sind teuer, es fehlt Personal. Die Lage dürfte sich in Zukunft weiter verschlechtern.
Immerhin: Das Statistische Bundesamt hatte für das Jahr 2023 ein Plus von 1.800 Ausbildungsverträgen in der Pflege vermeldet – drei Prozent mehr als im Vorjahr.
Ja, das reicht nicht. Aber Resignation hilft nicht. Nur meckern auch nicht. Lieber auf bestehende kreative Ideen schauen und Inspiration holen. Und vor allem: Davon erzählen. Was in anderen Bereichen funktioniert, ist auch für die Pflege interessant: Influencer-Marketing.
Anerkennung durch Likes, Kommentare und Nachrichten
Es gibt sie schon: Pflegeaktivistinnen und Pflegeaktivisten wie Metin Dogru, dem auf TikTok 500.00 Menschen folgen. Oder „thefabulousfranzi“, die Selfies vor dem OP postet. Und „Der Jim“, laut TikTok-Profil „Altenpfleger aus Überzeugung“, der in kurzen Videos etwa Tipps gibt für den Umgang mit einer beginnenden Demenz.
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Sie alle zeigen mal lustig, mal ernst, die Licht- und Schattenseiten ihres Jobs. Dafür bekommen sie Anerkennung: Likes, Kommentare, private Nachrichten.
Natürlich ist damit längst nicht alles gelöst. Eine bessere Bezahlung und flexiblere Arbeitszeiten sind überfällig. Das Engagement der Aktivistinnen und Aktivisten wird auch kaum dafür sorgen, dass junge Menschen Pflegeeinrichtungen die Tür einrennen.
Auf Social Media wartet eine neue Zielgruppe
Trotzdem erreichen diese jungen Menschen eine neue Zielgruppe, machen Werbung für die Branche, bieten einen „Safe Space“ für Berufstätige in der Pflege. Denn nicht nur der Nachwuchs ist das Problem, sondern auch das Durchhalten im Job. Burnout, Depression – viele Mitarbeitende scheiden früh wieder aus. Auf Social Media können sie sich vernetzen und gegenseitig motivieren.
Hierfür macht sich auch die Diakonie Hamburg stark und bietet mit „mehralspflege“ eine Plattform für die Pflege-Community. Es gibt Infos über die Bezahlung in den einzelnen Einrichtungen, Tipps für mehr Selbstfürsorge oder Antworten zur Frage: „Wie lange darf ich täglich arbeiten?“
Davon braucht es mehr. Verbände und Einrichtungen sollten sich fragen: Wie können wir die Aktivistinnen und Aktivisten mehr unterstützen? Kooperationen anbieten, Netzwerke gründen, ihnen eine Bühne geben – auch außerhalb der sozialen Netzwerke.