Die Versicherung trägt nur einen Teil der anfallenden Pflegekosten. Bewohner von Pflegeheimen müssen immer mehr selbst übernehmen, sagen die Ersatzkassen. Patientenschützer verlangen klare Grenzen.
Pflegebedürftige in Heimen müssen immer tiefer in die eigene Tasche greifen. Die Eigenbeteiligung im ersten Aufenthaltsjahr ist im Bundesdurchschnitt im Jahresvergleich von 2.871 Euro auf 3.108 Euro pro Monat gestiegen, wie der Verband der Ersatzkassen am Dienstag in Berlin mitteilte. Das sind 237 Euro oder 8,3 Prozent mehr. Stichtag für den Vergleich war der 1. Juli. Gründe für den erneuten Anstieg seien steigende Personal- und Lebenshaltungskosten. Patientenschützer und Ersatzkassen sehen Bund und Länder in der Pflicht.
Der Eigenanteil ist im ersten Aufenthaltsjahr in einem Pflegeheim besonders hoch. Danach reduziert er sich von Jahr zu Jahr, da der Zuschuss der Pflegekassen steigt. Der Erhebung zufolge mussten Pflegebedürftige in Heimen im Bundesschnitt im zweiten Jahr zuletzt noch 2.828 Euro im Monat selbst tragen. Im dritten Jahr waren es 2.456 Euro und im vierten Jahr nur noch 1.991 Euro.
Im Ländervergleich fallen die Eigenanteile unterschiedlich hoch aus: Im ersten Jahr liegen Baden-Württemberg, Bremen, Nordrhein-Westfalen und das Saarland mit im Schnitt rund 3.400 Euro an der Spitze. In Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Sachsen-Anhalt werden hingegen mit im Schnitt weniger als 2.800 Euro die niedrigsten Eigenanteile fällig.
Die Eigenbeteiligung setzt sich aus Kosten für Unterkunft und Verpflegung, Investitionen und einem vom Heim abhängigen Anteil zusammen. Dieser Heimanteil beinhaltet vor allem Kosten für das Pflegepersonal und wird durch den Zuschuss der Pflegekassen gesenkt.
“Die Eigenbeteiligung der Versicherten steigt seit Jahren kontinuierlich an”, sagte die Vorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen, Ulrike Elsner. “Den Heimbewohnerinnen und Heimbewohnern sind Belastungen in dieser Größenordnung nicht mehr zuzumuten.” Die Länder müssten ihre Verpflichtungen bei Investitionen und der Ausbildung des Personals erfüllen, anstatt die Kosten den Pflegebedürftigen aufzubürden. Allein die Übernahme der Investitionskosten würde Heimbewohner monatlich im Schnitt um 507 Euro entlasten.
Auch die Deutsche Stiftung Patientenschutz sieht die Länder in der Pflicht. Sie müssten die Ausbildungs- sowie Investitionskosten vollständig übernehmen”, sagte Vorstand Eugen Brysch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Wie die Ersatzkassen fordert auch er von Bund und Ländern eine Begrenzung der Eigenbeteiligung. Es sei überfällig, “dass die reinen Pflegekosten auf 1.000 Euro gedeckelt werden”. Für Unterbringung, Verpflegung und überdurchschnittlichen Komfort solle auch künftig jeder selbst zahlen, so Brysch.
Der Gesundheitsökonom Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen warb für eine kapitalgedeckte, sozial flankierte, obligatorische Zusatzversicherung, um die Eigenanteile wirksam zu begrenzen. Wasem ist Vorsitzender des vom Verband der Privaten Krankenversicherung initiierten Expertenrats “Pflegefinanzen”, der für das Modell einer privaten Pflege-Plus-Versicherung eintritt.