Die Jahrestagung der Schriftstellervereinigung PEN-Zentrum Deutschland vom 23. bis 29. Juni in Darmstadt widmet sich den Themen Freiheit und Demokratie. „Die Freiheit des Wortes gerät immer mehr unter Druck: Populisten jeglicher Couleur kapern die Meinungsfreiheit für ihre demokratiefeindlichen Gesinnungen“, sagte der Darmstädter Bürgermeister Hanno Benz (SPD) am Dienstag. „Gemeinsam mit dem PEN-Zentrum Deutschland wollen wir uns deshalb als diesjähriger Gastgeber der Jahrestagung mit aller Kraft dafür einsetzen, dass wir unsere eigenen demokratischen Werte nicht unterwandern lassen.“
„Literatur braucht öffentliche Räume und demokratische Strukturen, um ihre Wirkung nachhaltig entfalten zu können“, bekräftigte der PEN-Generalsekretär und kommissarische Vorsitzende Michael Landgraf. Eröffnet wird die Tagung mit einem Abend im Literaturhaus Darmstadt unter dem Motto „Die Freiheit ist die Freiheit des Andersschreibenden“. Am 24. Juni führen iranische Writers-in-Exile-Stipendiatinnen und -Stipendiaten ein Gespräch über „Irans Zukunft – was kommt als Nächstes?“.
Auch in Deutschland trete die Schriftstellervereinigung angesichts hoher Wahlergebnisse der AfD für die Freiheit des Wortes ein, sagte Landgraf dem Evangelischen Pressedienst (epd). Am 28. Juni gibt es Lesungen und ein Podiumsgespräch über „Demokratie und Literatur – Wie wirkmächtig ist das freie Wort in Ost und West?“ mit den ostdeutschen Autoren Benedikt Dyrlich und Kathrin Aehnlich, dem früheren PEN-Präsidenten Johano Strasser und der Autorin Petra Reski aus Venedig. „Weltweit schwinden Demokratien, Schreiben wird gefährlich“, sagte Landgraf.
Aufmerksamkeit auf der Tagung gilt der Künstlichen Intelligenz (KI). Schriftstellerische Texte würden ohne Achtung des Urheberrechts ins Netz eingespeist und von KI verwendet, kritisierte der PEN-Generalsekretär: „Wir wollen, dass diese Wildwest-Situation aufhört.“ Der Staat müsse dafür sorgen, dass Kreativität geschützt werde. Der Sprecher des Deutschen Kulturrats Olaf Zimmermann werde in seinem Festvortrag „Kulturpolitik und Literatur“ dieses Thema berühren. Berufsschriftsteller verwendeten KI nicht zur Erzeugung von Texten, stellte Landgraf klar. „Man ringt mit Texten, geht auch mal schlaflos ins Bett. Ein guter Text braucht die Geburtswehen, das kann die KI nicht.“
Auch die Öffentlichkeit ist zu Lesungen eingeladen, etwa mit dem Krimiautor Klaus-Peter Wolf. Auf der Tagung plant der PEN zudem einen „Leseweltrekordversuch“ mit der größten Anzahl von Nationen: Am 26. Juni sollen rund 2.000 Schülerinnen und Schüler aus mehr als 50 Nationen auf einer Bühne im Merck-Stadion am Böllenfalltor zusammenkommen, die Texte über die Freiheit des Wortes lesen.
In der Mitgliederversammlung am 27. Juni will das PEN-Zentrum einen neuen Vorstand wählen. Der Präsident José F.A. Oliver war vor einem Jahr erkrankt und legte sein Amt offiziell im vergangenen September nieder. Kandidierende werden vorab nicht genannt. Das PEN-Zentrum Deutschland hat rund 750 Mitglieder. Der Name PEN steht für Poets, Essayists, Novelists.