Sein Tod kam zur Unzeit. Im Alter von nur 54 Jahren starb Reichspräsident Friedrich Ebert am 28. Februar 1925 an den Folgen einer verschleppten Blinddarmentzündung. Er war das erste demokratisch gewählte Staatsoberhaupt in der deutschen Geschichte. In der politisch turbulenten Zeit nach dem Ersten Weltkrieg und dem Sturz der Monarchie setzte sich der Sozialdemokrat und Patriot für die Stabilisierung der jungen Weimarer Demokratie ein.
„Die Republik von Weimar verlor mit dem ersten Reichspräsidenten ihren Vorkämpfer und einen ihrer Stützpfeiler“, resümiert der Historiker Walter Mühlhausen. Das reguläre Ende seiner Amtszeit am 30. Juni 1925 erlebte Ebert nicht mehr. Ob er bei der anstehenden Volkswahl noch einmal für das höchste Staatsamt kandidiert hätte, ist ungewiss. Viele persönliche Angriffe und Verleumdungen seiner Gegner hatten ihm zugesetzt, auch gesundheitlich.
Die Weimarer Nationalversammlung hatte den ehemaligen Sattlergesellen am 11. Februar 1919 mit großer Mehrheit zum ersten Reichspräsidenten gewählt. Das Amt war mit umfassenden Machtbefugnissen ausgestattet und von den Vätern der Weimarer Verfassung als Gegengewicht zum Parlament konzipiert. Ebert setzte seine Vollmachten ein, um das Überleben der Demokratie zu sichern. Seine Rolle sah er als „Hüter der Verfassung und Bewahrer der demokratischen Ordnung“, wie sein Biograf Mühlhausen schreibt.
Der am 4. Februar 1871 in Heidelberg geborene Sohn eines Schneidermeisters stammte aus einfachen Verhältnissen. Nach der Volksschule und seiner Sattlerlehre ging er auf Wanderschaft, die ihn schließlich nach Bremen führte. Dort arbeitete der Autodidakt zeitweise als Redakteur und Gastwirt. In Bremen lernte auch er seine Frau Louise kennen. Das Ehepaar bekam fünf Kinder: vier Söhne, von denen zwei im Ersten Weltkrieg fielen, und eine Tochter.
Schon als junger Mann hatte Ebert sich der SPD angeschlossen. Als fähiger Organisator machte er in der Partei rasch Karriere. 1905 zog er nach Berlin und wurde Mitglied des Parteivorstandes. Nach dem Tod August Bebels stieg Ebert 1913 zu einem der beiden SPD-Vorsitzenden auf. Der gedrungene Mann mit dem markanten Bart fühlte sich zeitlebens als „Sohn des Arbeiterstandes“. Als erster Mann im Staat verstand er sich jedoch als Vertreter des ganzen Volkes.
Als Reichspräsident war Ebert mit zahlreichen innen- und außenpolitischen Krisen konfrontiert: Umsturzversuche von links und von rechts, politische Morde sowie Regierungskrisen und häufig wechselnde Kabinette. Das politische Klima war hochgradig aufgeheizt, das bekam auch Ebert persönlich zu spüren. Er war häufig Verleumdungen und Beleidigungen ausgesetzt, gegen die er sich in rund 200 Prozessen zur Wehr setzte.
Sein unerwarteter Tod sorgte für Bestürzung unter den Anhängern der Republik, die in den letzten Jahren seiner Präsidentschaft eine gewisse politische und wirtschaftliche Stabilität erlebte. Auf historischen Filmaufnahmen ist zu sehen, wie sich der Trauerzug mit dem aufgebahrten Sarg in Berlin feierlich zum Brandenburger Tor und anschließend zum Reichstagsgebäude bewegt. Tausende Menschen säumten die Straßen. Nach der Trauerkundgebung brachte ein Sonderzug den Verstorbenen in seine Geburtsstadt Heidelberg, wo er auf dem Bergfriedhof beigesetzt wurde.