Der Paritätische Wohlfahrtsverband in Niedersachsen hat zum Internationalen Tag der Migrantinnen und Migranten an diesem Mittwoch für mehr Zuwanderung geworben. Die Bedeutung von Zuwanderung für die Stabilität der Gesellschaft müsse endlich erkannt werden, sagte die Landesvorsitzende Kerstin Tack am Dienstag in Hannover: „Der demografische Wandel und der Ruhestand der sogenannten Boomer-Generation drohen, den Arbeitsmarkt und die sozialen Sicherungssysteme erheblich zu belasten. Ohne eine umfassende und nachhaltige Zuwanderung ist weder unser Wohlstand noch das Funktionieren unserer Gesellschaft langfristig gesichert.“
Das neue Fachkräfteeinwanderungsgesetz allein reiche nicht aus, unterstrich Tack. Der Paritätische fordere, strukturelle Hindernisse für Zugewanderte beim Zugang zum Arbeitsmarkt abzubauen: Wohnsitzauflagen und Beschäftigungsverbote müssten abgeschafft und ausländische Berufsabschlüsse schneller anerkannt werden. Nötig seien auch mehr Kinderbetreuungsplätze, Sprachkurse und sozialer Wohnungsbau.
Als positives Beispiel verwies Tack auf die Integration der rund 100.000 Menschen mit syrischer Staatsangehörigkeit in Niedersachsen. Viele hätten erfolgreich ihren Platz im Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft gefunden. Seit 2011 habe sich die Zahl der Ärztinnen und Ärzte mit Migrationsbiografie verdoppelt. Viele von ihnen seien aus Syrien gekommen.
Es sei ein Widerspruch, einerseits den Arbeitskräftemangel zu beklagen und andererseits Diskussionen über Abschiebungen in weiterhin unsichere und instabile Gebiete zu führen, hob die Landesvorsitzende hervor. „Auch die diskriminierende Bezahlkarte lässt Deutschland im internationalen Wettbewerb um Fachkräfte schlecht dastehen.“