Der Paritätische Wohlfahrtsverband Baden-Württemberg hat den unzureichenden Ausbau spezieller Beratungsangebote für Essstörungen kritisiert. Laut DAK Kinder- und Jugendreport 2023 seien die stationär behandelten Essstörungen bei jugendlichen Mädchen im Südwesten zwischen 2019 und 2022 um 53 Prozent gestiegen, teilte der Paritätische am Freitag in Stuttgart mit. Die häufigste Form ist demnach das sogenannte Binge Eating (Essanfälle), die lebensbedrohlichste die Anorexie (Magersucht).
Ein Grund für den rapiden Anstieg von Klinikaufenthalten wegen Essstörungen sei die deutliche Unterversorgung von ambulanten Anlauf- und Beratungsstellen in vielen Stadt- und Landkreisen. Dabei sei wissenschaftlich erwiesen, dass eine frühe Behandlung bei Essstörungen sich positiv auf den Heilungsweg auswirke und einen späteren Klinikaufenthalt vermeiden könne, so der Verband.
„Essstörungen sind ernsthafte, psychosomatische Erkrankungen mit suchtähnlichem Charakter und teilweise dramatischen Auswirkungen und langfristigen Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit“, sagte Uta-Micaela Dürig, Vorständin Sozialpolitik des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes Baden-Württemberg. Laut Deutscher Hauptstelle für Suchtfragen sei davon auszugehen, dass rund 18 Prozent der jungen Frauen und bis zu zwei Prozent der jungen Männer bis zum frühen Erwachsenenalter von einer Essstörung betroffen sind. Eine große Rolle spiele der Einfluss der Sozialen Medien und die dort vermittelten angeblichen Schönheitsideale. (1634/19.07.2024)