Nach dem Erwerb der Übertragungsrechte durch Paramount hält der Sportwissenschaftler Marcel Fahrner künftig mehr Show-Elemente in der UEFA Champions League für wahrscheinlich. „Paramount ist ein Unterhaltungskonzern, der mit der amerikanischen Brille auf den Sport schaut“, sagte der Sportstreaming-Experte von der Uni Tübingen dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Gut möglich, dass Paramount Innovationsimpulse setzen und das Produkt verändern wird.“ Zu erwarten sei mehr Entertainment, zum Beispiel durch Einblicke in die Kabine oder Shows in der Halbzeitpause.
Die US-Plattform Paramount+ überträgt ab der Saison 2027/2028 für vier Jahre die Live-Spiele der Champions League im Herren-Fußball. Nur das Spitzenspiel am Mittwoch wird auf Amazon Prime laufen. Der kostenpflichtige Streamingdienst Paramount+ hat bisher in Deutschland keine Sportübertragungen im Programm.
Der Mitte November verkündete Ausgang des Bieterwettbewerbs habe ihn überrascht, räumte Fahrner ein. Bei genauem Blick auf das Ausschreibungsverfahren der UEFA und die Motive von Paramount sei das Ergebnis aber schlüssig.
„Paramount will sich damit als Streamingplattform deutlich sichtbarer machen“, erklärte Fahrner. Die Champions League eigne sich perfekt, um Abos zu steigern und Werbekunden zu überzeugen. „Gerade in Deutschland ist Paramount+ in der fußballaffinen Zielgruppe bisher wenig verbreitet, das könnte sich nun ändern.“ Generell seien Sportrechte für Streamingdienste ein starkes Zugpferd.
Für Paramount sei womöglich mit ausschlaggebend gewesen, dass die Europa-Rechte gebündelt für mehrere Länder vergeben worden seien. So habe der Konzern auch die Rechte für den britischen Markt erworben: „Damit ergeben sich ökonomisch noch einmal andere Möglichkeiten, als wenn man nur die Rechte für einen lokalen Markt erwirbt.“
Für den Sportsender DAZN, der bislang die meisten Champions-League-Spiele in Deutschland überträgt, erwartet Fahrner harte Zeiten: „Ohne Champions League wird es schwerer, die Kernzielgruppe der jungen, zahlungskräftigen Männer zu halten.“ Viele Fans fühlten sich durch Preissteigerungen ohnehin belastet. Es sei daher offen, wie DAZN langfristig konkurrenzfähig bleibe.
Das Bieterverfahren im Auftrag der UEFA und der europäischen Fußballclubs organisierte erstmals die Agentur Relevent von US-Milliardär Stephen Ross. Eigentümer von Paramount+ ist der US-Milliardär David Ellison, der Sohn von Oracle-Mitgründer Larry Ellison.
Fahrner hält es für plausibel, dass diese Konstellation amerikanischer Akteure für den Ausgang des Verfahrens eine Rolle gespielt hat. Relevent habe das Verfahren strukturiert, erklärt der Sportwissenschaftler. Zugleich sei Eigentümer Ross im amerikanischen Medienkontext hervorragend vernetzt. Da liege die Verbindung zu Paramount nahe. „Ross hat viel Geld und eine große Sportaffinität: Als Eigentümer der US-Football-Mannschaft Miami Dolphins steht er auch selbst auf der Team-Seite.“ Er habe also ein großes persönliches Interesse, die Sportvermarktung global voranzutreiben.