Vier Wochen lang berät die Weltsynode der katholischen Kirche in Rom über grundlegende Reformen. Zum Auftakt rief der Papst die Teilnehmenden zu Bescheidenheit und zum Zuhören auf. Ein Kirchenparlament will er nicht.
Mit einer Mahnung an die Teilnehmer, geduldig zuzuhören und eigene Meinungen zu relativieren, hat Papst Franziskus die katholische Weltsynode eröffnet. In einem feierlichen Gottesdienst sagte er vor den versammelten rund 370 Synodenteilnehmern und etwa 20.000 weiteren Menschen auf dem Petersplatz: “Unsere Versammlung ist keine parlamentarische Versammlung, sondern ein Ort des Zuhörens in Gemeinschaft.” Bis 27. Oktober berät die Synode über grundlegende Reformen in der Kirche.
Der Papst betonte, es gehe darum, “Harmonie in der Vielfalt zu schaffen” und führte aus: “Die Synode ist ein Weg, bei dem der Herr uns die Geschichte, die Träume und die Hoffnungen eines großen Volkes in die Hände legt: von Schwestern und Brüdern, die in der ganzen Welt verstreut sind, die vom gleichen Glauben beseelt sind, die vom gleichen Wunsch nach Heiligkeit angetrieben werden, damit wir mit ihnen und für sie versuchen zu verstehen, welchen Weg wir gehen müssen, um dorthin zu gelangen, wohin der Herr uns führen will.”
Scharf verwarnte der Papst “diejenigen, die arrogant meinen und behaupten, das alleinige Recht zu haben, die Stimme des Herrn zu hören”. An die Teilnehmer appellierte er: “Hüten wir uns davor, aus unseren Beiträgen zu verteidigende Positionen oder durchzusetzende Agenden zu machen, sondern bieten wir sie an als Gaben, die wir teilen wollen, auch mit der Bereitschaft, das Eigene zu opfern, wenn dies dazu dienen kann, gemeinsam etwas Neues nach Gottes Plan ins Leben zu rufen.”
Die möglichen Vordenker und Protagonisten bei der Versammlung mahnte der Papst zu Bescheidenheit. “Unter uns gibt es viele starke, gut vorbereitete Menschen, die fähig sind, sich mit kraftvollen Gedankengängen und brillanten Einsichten emporzuschwingen. All dies ist ein Reichtum, der uns anspornt, uns antreibt, uns manchmal zwingt, offener zu denken und entschlossen voranzugehen, und der uns hilft, auch angesichts von Herausforderungen und Schwierigkeiten fest im Glauben zu bleiben. Es handelt sich jedoch um eine Gabe, die zu gegebener Zeit mit der Fähigkeit kombiniert werden muss, die Muskeln zu entspannen und sich niederzubeugen.”
Abschließend sagte der Papst: “Die Synode verlangt von uns angesichts ihrer Bedeutung in gewisser Weise, ‘groß’ zu sein – im Geist, im Herzen, in den Ansichten. Denn die zu behandelnden Themen sind ‘groß’ und nicht ganz leicht, und die Zusammenhänge, in denen sie stehen, sind weit und universell.” Aber gerade deshalb sollten sich die Teilnehmer daran erinnern, dass “wir der uns anvertrauten Aufgabe nur dann gewachsen sein werden, wenn wir uns klein machen und einander demütig als solche annehmen”.