Das Zusammenleben mit Menschen, die nicht an Gott glauben, ist aus Sicht des Papstes eine Chance für Christen. Bei der Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom sagte Franziskus am Mittwoch: “Jammern wir nicht angesichts unserer säkularisierten Welt! Sehen wir darin vielmehr eine Bewährungschance für unseren Glauben und eine Einladung, die Freude der Frohen Botschaft allen zu verkünden, die Durst haben nach Gott.”
Anlass der Aussage war das Gedenken an die französische Laienmissionarin Madeleine Delbrel (1904-1964). Die frühere Atheistin war nach ihrer Bekehrung zum Christentum als Sozialarbeiterin in einen Pariser Vorort gezogen und hatte in einem von Kommunisten dominierten Umfeld den christlichen Glauben in Wort und Tat vorgelebt. Sie stand der später vom Vatikan verbotenen Lebensform der “Arbeiterpriester” nahe.
Seit 1993 läuft ein Seligsprechungsverfahren für Delbrel. 2018 erkannte Papst Franziskus sie als “ehrwürdige Dienerin Gottes” an. Als Voraussetzung für die Seligsprechung fehlt noch die Anerkennung eines ihrer Fürbitte zugeschriebenen Wunders. Delbrels Schriften gelten bis heute unter Theologen als möglicher Orientierungspunkt für das Selbstverständnis der katholischen Kirche in einer überwiegend nichtchristlichen Gesellschaft.