Papst Franziskus hat in einem apostolischen Schreiben mit Vehemenz zum Kampf gegen die Erderwärmung aufgerufen. „Mit der Zeit wird mir klar, dass wir nicht genügend reagieren, während die Welt, die uns umgibt, zerbröckelt und vielleicht vor einem tiefen Einschnitt steht“, schreibt er in dem apostolischen Schreiben mit dem Titel „Laudate Deum“ („Lobt Gott“), das am Mittwoch vom Vatikan veröffentlicht wurde. Es versteht sich als Fortsetzung seiner Umwelt-Enzyklika „Laudato si“ aus dem Jahr 2015.
Der menschliche Ursprung des Klimawandels könne nicht mehr bezweifelt werden, schreibt der Papst in dem 13 Seiten langen Schreiben. „Wir können den enormen Schaden, den wir verursacht haben, nicht mehr aufhalten“, heißt es darin zum Ende des ersten Kapitels, in dem Franziskus die globale Klimakrise mithilfe wissenschaftlicher Zahlen und Erkenntnisse darlegt. „Wir kommen bloß noch rechtzeitig, um noch dramatischere Schäden zu vermeiden.“ Er sehe sich gezwungen, schreibt der Papst weiter, „diese Klarstellungen, die offenkundig erscheinen mögen, aufgrund bestimmter abschätziger und wenig vernünftiger Meinungen vorzunehmen, die ich selbst innerhalb der katholischen Kirche vorfinde.“
Mit Blick auf die UN-Klimakonferenz COP28, die vom 30. November bis 12. Dezember in Dubai tagen wird, appellierte Franziskus in scharfem Ton: „Hören wir endlich auf mit dem unverantwortlichen Spott, der dieses Thema als etwas bloß Ökologisches, “Grünes„, Romantisches darstellt, das oft von wirtschaftlichen Interessen ins Lächerliche gezogen wird. Geben wir endlich zu, dass es sich um ein in vielerlei Hinsicht menschliches und soziales Problem handelt.“ Auf Klimakonferenzen zögen „Aktionen von sogenannten ‘radikalisierten’ Gruppen“ oft die Aufmerksamkeit auf sich. In Wirklichkeit füllten diese jedoch eine Lücke in der Gesellschaft, die einen gesunden Druck auf die Politik ausüben müsse. Es liege an jeder Familie, zu bedenken, dass die Zukunft ihrer Kinder auf dem Spiel stehe.
Franziskus nimmt immer wieder Bezug auf die Enzyklika „Laudato si“ und seine 2020 veröffentlichte Sozialenzyklika „Fratelli tutti“. In vielen Passagen zitiert er zudem wissenschaftliche Erkenntnisse aus den Berichten des Weltklimarats (IPCC) der vergangenen Jahre.
Franziskus stellte auch Forderungen an die internationale Politik. „Wirksamere Weltorganisationen“ müssten mit echter Autorität ausgestattet sein, um die Erfüllung unverzichtbarer Ziele zu gewährleisten. „Dies würde zu einem Multilateralismus führen, der nicht von wechselnden politischen Umständen oder den Interessen einiger weniger abhängt.“
Forderungen, so schreibt der Papst, die überall auf der Welt von engagierten Personen aus unterschiedlichsten Ländern kommen, könnten letztlich Druck auf die Machtverhältnisse ausüben. Es sei zu hoffen, dass dies im Hinblick auf die Klimakrise geschehe.