Die Papstreise nach Korsika am 15. Dezember ist offenbar mehr als ein seelsorgerischer Tagesausflug. Präsident Macron wird dabei sein, aber erst am Ende. Im Hintergrund geht es auch um Autonomie und kulturelle Identität.
Papst Franziskus will am 15. Dezember Korsika besuchen. Das gab der Vatikan am Samstag bekannt. Es ist der erste Besuch eines Papstes auf der zu Frankreich gehörenden Insel im Mittelmeer. Der 87-Jährige wird dort an einer Konferenz zum Thema Volksfrömmigkeit im Mittelmeerraum teilnehmen und eine Messe feiern. Es ist Franziskus’ dritter Kurzbesuch in Frankreich – nach Straßburg 2014 und Marseille 2023. Ein Staatsbesuch in Paris steht weiterhin aus.
Korsika ist eine der wirtschaftlich ärmsten Regionen Frankreichs und geprägt von einem relativ starken Katholizismus mit alten lokalen Traditionen, darunter zahlreichen religiösen Prozessionen. Der aus dem Baskenland stammende Kardinal Francois-Xavier Bustillo, seit 2021 Bischof von Ajaccio, gilt als Hoffnungsträger in der krisengeplagten katholischen Kirche Frankreichs.
Im vergangenen Herbst machte Papst Franziskus den zum Franziskanerorden gehörenden Geistlichen zum Kardinal. Die Bekanntgabe der Korsika-Reise durch den Vatikan erfolgte an Bustillos 56. Geburtstag. Sie war in Vatikankreisen schon seit Wochen als “so gut wie sicher” bezeichnet worden.
Nach Angaben von Bustillo gab es zuletzt noch “protokollarische” Probleme, die zunächst gelöst werden mussten. Im korsischen Regionalparlament hat seit 2021 die für eine Autonomie der Insel eintretende Partei “Femu a Corsica” die absolute Mehrheit. Das Logo der Reise “Papa Francescu in Corsica” wurde in korsischer Sprache verbreitet. Das religiöse Motto in französischer Sprache ist der Bibel entnommen und lautet in deutscher Übersetzung “Jesus zog umher und tat Gutes” (Apostelgeschichte 10,38).
Der Papst wird bei seinem Besuch auch Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron treffen. Die Begegnung ist jedoch erst am Nachmittag auf dem Flughafen von Ajaccio kurz vor dem Abflug vorgesehen. Der gesamte Besuch dauert neun Stunden.
Die politische Situation Korsikas ist seit Jahrzehnten geprägt vom Streit um die Unabhängigkeit von Frankreich. Zwischen 1976 und 2014 erschütterte die Befreiungsbewegung FLNC die Insel immer wieder mit Bombenattentaten. Im korsischen Regionalparlament hat seit 2021 eine für Autonomie eintretende Partei die absolute Mehrheit. 2022 kam es in Ajaccio zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen korsischen Nationalisten und der französischen Polizei.
Erst vor acht Monaten hatte das korsische Regionalparlament auf Vorschlag von Präsident Macron einer Verfassungsreform zugestimmt. Sie soll der Insel weitgehende Autonomie innerhalb der Französischen Republik gewähren. In einem Interview mit dem Portal Vatican News betonte Kardinal Bustillo am Samstag, die starke traditionelle Volksfrömmigkeit auf Korsika, die sich von dem sonst in Frankreich gepflegten Laizismus unterscheide, sei vielleicht einer der Gründe, warum der Papst die Insel besuchen wolle.
Zum mitunter gewaltsamen Streit um die Autonomie der Insel bemerkte der Kardinal, der Papst verkünde Frieden, Brüderlichkeit und Offenheit. Er komme, um den Korsen zu sagen, dass sie ihre Identität und ihre Traditionen in Ruhe und Frieden leben sollen. “Wir sind für die Gemeinschaft da, nicht für die Spaltung!”, betonte Bustillo.