Im militärischen Konflikt zwischen Israel und der islamistischen Hamas hat sich das Ost-Jerusalemer Krankenhausnetzwerk Forderungen nach einem humanitären Korridor in den Gaza-Streifen angeschlossen. Bei aller Tragweite der Angriffe auf Israel dürfe die humanitäre Situation im Gaza-Streifen nicht außer Acht gelassen werden, sagte die Landesrepräsentantin des Lutherischen Weltbundes (LWB) in Jerusalem, Sieglinde Weinbrenner, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die Verwundeten und chronisch Kranken müssten versorgt werden.
Der Lutherische Weltbund betreibt das Auguste-Viktoria-Krankenhaus in Ost-Jerusalem, das Teil des Krankenhausnetzwerks ist. Das Netzwerk versorgt jährlich bis zu 50.000 Patienten aus den palästinensischen Gebieten in Ost-Jerusalem, im Westjordanland und dem Gazastreifen.
Gaza-Streifen mit Strom, Wasser und Lebensmitteln versorgen
Zudem fordere das Krankenhausnetzwerk, dass der Gaza-Streifen entgegen der Ankündigung der israelischen Regierung weiterhin mit Strom, Wasser und Lebensmitteln versorgt wird, sagte Weinbrenner. Alles andere könne die humanitäre Situation noch verschlimmern und zur Ausbreitung von Seuchenkrankheiten beitragen, die das Leid der Bevölkerung noch verstärkten.
Weinbrenner sagte, der vorläufige Stopp von EU-Hilfen für die Palästinenser könne starke Auswirkungen für die Arbeit des Auguste-Viktoria-Krankenhauses haben. Die Mittel der EU würden hauptsächlich zur Beschaffung von teuren Medikamenten für die Chemo-Therapie und zum Teil für radioaktive Substanzen für die Strahlentherapie bei Krebserkrankungen benötigt. Den finanziellen Mechanismus, mit dem die EU-Gelder an das Krankenhausnetzwerk ausgezahlt würden, halte sie für sicher. Es seien zweckgebundene Mittel. Die EU überweise zudem erst das Geld an die palästinensischen Behörden, wenn diese finanziell in Vorleistung getreten seien und die Krankenhäuser den Erhalt der Mittel bestätigt hätten.
Finanzielle Unterstützung aus den USA entspannt die Lage etwas
Bisher sei die Lage jedoch etwas entspannter, da man vor wenigen Tagen einen Teil zugesagter finanzieller Unterstützung aus den USA erhalten habe, sagte Weinbrenner. Zudem sänken Ausgaben für Medikamente momentan, da die Patienten aus dem Gaza-Streifen und zum Teil auch aus den palästinensischen Autonomie-Gebieten im Westjordanland nicht nach Jerusalem kommen könnten. Wie sich die Situation in Zukunft entwickle, sei unklar.
Das Auguste-Viktoria-Krankenhaus auf dem Ölberg in Ost-Jerusalem ist zentral für die Versorgung von palästinensischen Krebspatienten. Es ist die einzige Klinik, die Strahlentherapie für fünf Millionen Palästinenser anbietet.