Nordrhein-Westfalen will einen neuen Anlauf für die Widerspruchslösung bei der Organspende starten und im November eine entsprechende Initiative in den Bundesrat einbringen. „Ich bin derzeit dabei, bei den anderen Ländern dafür zu werben, sich diesem Vorhaben anzuschließen“, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) der Düsseldorfer „Rheinischen Post“ (Montag). Vor drei Jahren war ein Gesetz zur
Widerspruchslösung im Bundestag gescheitert.
Bei einer solchen Regelung würden Menschen im Falle eines Hirntodes automatisch als Organspender gelten, wenn sie dem zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen haben. Bislang gilt die sogenannte Entscheidungslösung. Danach ist eine Organentnahme nur zulässig, wenn der Spender zu Lebzeiten selbst zugestimmt hat. Wenn keine eindeutige Willenserklärung vorliegt, dürfen auch Angehörige einer Organspende zustimmen.
Laumann erläuterte, wenn man sich die objektiven Zahlen anschaue, werde die Dringlichkeit deutlich: „Mehr als 8.000 Patienten warten derzeit auf ein Organ. Zugleich haben wir die schlechtesten Entnahme-Zahlen seit vielen Jahren.“ Die Spenden in NRW seien im Bundesvergleich besonders zurückgegangen: 2022 gab es im Vergleich zum Vorjahr dem Gesundheitsminister zufolge bundesweit 6,9 Prozent weniger Spenden. In NRW waren es 18 Prozent weniger.
„Und wir haben unterhalb der Widerspruchslösung wirklich alles gemacht, was man tun konnte: Werbung, Ansprache durch die Hausärzte, all dies passiert doch längst und schlägt sich nicht in höheren Zahlen nieder“, sagte Laumann. „Wir sind wirklich eines der wenigen Länder in Europa, das sich da derart sperrt.“ Länder mit Widerspruchslösung seien da messbar besser unterwegs.
Mit Blick auf Menschen, die die Organspende ablehnen, betonte Laumann: „Das ist völlig legitim und überhaupt nicht zu kritisieren.“ Im Rahmen der Initiative des Bundesrates werde man dem Bundestag empfehlen, das Verfahren so zu gestalten, dass die Hinterbliebenen am Ende auch noch widersprechen könnten. „Aber Organspenden retten das Leben der Empfängerinnen und Empfänger. Ich finde, wir können und sollten die Entscheidung, ob man spenden möchte oder nicht, erwachsenen Menschen durchaus zumuten.“