Artikel teilen:

Offener Brief zur Wohnkrise von Studierenden in Köln

In einem offenen Brief wenden sich Studierende aus Köln an die Stadt und machen auf den Mangel an bezahlbarem Wohnraum aufmerksam. In dem am Dienstag veröffentlichten Schreiben fordern die Allgemeinen Studierendenvertretungen, die Asten, an Kölner Hochschulen, von Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos), dem Rat der Stadt und der Verwaltung mehr Engagement zur Beschaffung von Wohnraum und stellen der Stadt ein schlechtes Zeugnis für ihren bisherigen Einsatz aus. Sie fordern ein zeitnahes Gespräch mit Vertretern der städtischen Verwaltung, dem Kölner Studierendenwerk, den Genossenschaften, der Wissenschaft, dem gemeinwohlorientierten Wohnungsbau und den Studierenden.

Köln sei Standort von 25 Hochschulen, darunter eine der größten Universitäten Deutschlands, und Heimat von insgesamt knapp 100.000 Studierenden, schreiben die Studierendenvertreter. Doch werde sich dies in den kommenden Jahren ändern, wenn die aktuelle Entwicklung auf dem Wohnungsmarkt in Köln anhalte. Auf etwa 80.000 sozialbeitragspflichtige Studierende an Kölner Hochschulen kommen dem Schreiben zufolge weniger als 5.000 Wohnheimplätze des Studierendenwerks. Die Unterbringungsquote liegt damit unter der von anderen Hochschulstädten wie Bonn, Düsseldorf und Münster und weit unter den vom Land NRW anvisierten zehn Prozent.

Immer weniger Studierende seien noch in der Lage, sich eine Wohnung in Köln zu leisten, schreiben die Kölner Asten. Der Bafög-Höchstsatz, den nur wenige Studierende erhalten, liege nunmehr bei 992 Euro, davon seien 380 Euro für die Finanzierung der Miete vorgesehen. Ein durchschnittliches WG-Zimmer in Köln koste jedoch über 500 Euro. Damit gehöre Köln zu den teuersten Studierendenstädten Deutschlands.

Bezahlbare Wohnungen und WG-Zimmer seien „enorm umkämpft“. Das Angebot komme der hohen Nachfrage seit Jahren nicht mehr nach. Die Studierendenvertreter beschreiben als Folge ein feindseliges Umfeld mit hohem Missbrauchspotenzial, Betrugsfällen, sexueller Belästigung und Diskriminierung von Frauen sowie von Trans- und nichtbinären Personen bei Wohnungsbesichtigungen.

Seit Jahren versuchten die Studierendenvertretungen in Kontakt mit der Stadt zu treten, aber ohne Erfolg, heißt es. „Sei es die fehlende Zuständigkeit von Abteilungen Ihrer Verwaltung oder die schlicht fehlende Kenntnisnahme unserer Anfragen, bis heute stehen wir hier ohne jegliche Form der Unterstützung.“ Die Asten kritisieren, dass Studierende teilweise von der Stadtverwaltung an den Asta der Universität zu Köln und dessen Notschlafstelle verwiesen würden: „Es ist nicht unsere Aufgabe, Ihre Versäumnisse zu ersetzen.“