BRÜSSEL – Der deutsche EU-Kommissar Günther Oettinger hat die Kirchen aufgefordert, sich noch stärker als bisher in die europäische Politik einzubringen. „Ihr Ratschlag wird für uns immer wichtiger“, unterstrich Oettinger in Brüssel. Die EU-Kommission sei interessiert an „klaren programmatischen Aussagen und Forderungen, aber auch an Problemlösungen seitens der Kirchen und Religionsgemeinschaften“, sagte Oettinger (siehe auch Kommentar Seite 5).
Der frühere Ministerpräsident Baden-Württembergs, selbst aktiver Protestant, sprach als Hauptredner auf der 25-Jahres-Feier des Brüsseler Büros der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). „Eine antieuropäische Einstellung ist der evangelischen Kirche per se fremd“, so der Kommissar. In Bereichen wie der Außen-, Klimaschutz- und Flüchtlingspolitik müsse die EU stärker mit einer Stimme sprechen und wolle auch die Meinung der Kirchen hören. „Ich kann nur darum bitten: Bringen Sie noch öfter als bisher Ratsvorsitzende, Bischöfe, Kirchenmitglieder zu uns.“
Die EKD habe ihr Büro 1990 vor dem Hintergrund der Diskussionen über eine EU-Datenschutzrichtlinie eröffnet, erläuterte Katrin Hatzinger, die heutige Leiterin der EKD-Repräsentanz. Angesichts zunehmender und immer relevanterer EU-Entscheidungen sei das Büro auf mittlerweile neun Mitarbeiter gewachsen.
Gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise und geopolitischer Unsicherheit wolle die EKD den Europagedanken fördern, sagte die Juristin. Europas Vielfalt sei gelegentlich anstrengend, vor allem aber bereichernd: „Ein Zurück zum Nationalstaat ist nicht die Zukunft Europas, die wir uns wünschen.“ Vielmehr wolle die EKD die Stärke gemeinsamen Handelns deutlich machen, unterstrich Hatzinger. epd
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