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OB Reiter: Der Terroranschlag von Riem wurde “eklatant unterschätzt”

Mehr als ein halbes Jahrhundert nach dem palästinensischen Terroranschlag von München-Riem ist für die Opfer ein Gedenkort eröffnet worden. Er empfinde es als „beschämend“, dass es so lange gedauert habe, bis endlich öffentlich an das „furchtbare Attentat vom 10. Februar 1970“ erinnert werde, sagte Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) laut Redemanuskript. „Ich bin froh, dass wir nun endlich zu einem würdigen Gedenken gefunden haben.“ Das Kunstwerk von Alicja Kwade soll zusammen mit einer Gedenktafel „dauerhaft und öffentlich zugänglich“ das Gedenken wachhalten und ein Zeichen setzen gegen Hass und Menschenverachtung.

„Es ist wichtig, dass nach mehr als 50 Jahren ein Kunstwerk zur Erinnerung am Ort der Terrorattacke installiert wird, um das Attentat nicht in Vergessenheit geraten zu lassen“, sagte auch die israelische Generalkonsulin in München, Talya Lador-Fresher, laut Redemanuskript. Leider müsse sie feststellen, dass München ein Ort sei, an dem immer wieder Terrorattacken gegen Israel verübt werden.

Am 10. Februar 1970 versuchten Mitglieder einer palästinensischen Terrorgruppe, ein Flugzeug der israelischen Airline „El Al“ am damaligen Flughafen München-Riem zu entführen. Der Versuch scheiterte auch an der Gegenwehr des Flugkapitäns Uriel Cohen. Der 32-jährige israelisch-deutsche Fluggast Arie Katzenstein wurde getötet, als er sich auf eine Handgranate warf und so weitere Tote verhinderte. Elf Menschen wurden teils schwer verletzt. Der Anschlag war der erste in einer Reihe gezielter Anschläge auf israelische Staatsbürger und jüdische Einrichtungen in München und Deutschland.

Drei Tage später gab es einen Brandanschlag auf ein jüdisches Altersheim in der Münchner Reichenbachstraße, bei dem sieben Holocaust-Überlebende starben. Wenige Monate später wurde die Synagoge an der Reichenbachstraße geschändet. 1972 dann der laut Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) „fürchterliche Höhepunkt einer ganzen Reihe von antisemitischen Terrorattacken in München“ Anfang der 1970er Jahre: das Olympia-Attentat durch palästinensische Terroristen bei den Sommerspielen in München, bei dem elf israelische Athleten und ein Polizist starben.

Der Terroranschlag von Riem sei in seiner „Bedeutung und Tragweite damals eklatant unterschätzt“ worden, sagte Reiter weiter. Die Frage liege nahe, ob man vor diesem Hintergrund für die Olympischen Sommerspiele nicht hätte besser vorbereitet sein können. „Terror von palästinensischer Seite begleitet uns seit Jahrzehnten“, sagte Lador-Fresher. Der Hamas-Angriff auf Israel vom 7. Oktober 2023 aber sei eine Terrorattacke gewesen, „die wir uns in diesem Ausmaß niemals hätten vorstellen können“. Mehr als 1.200 Menschen starben, rund 250 wurden als Geiseln genommen.

Bei dem Gedenkakt in München-Riem sollten auch Landtagspräsidentin Ilse Aigner (CSU) und Angehörige der Opfer sprechen. Auch die Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, Charlotte Knobloch, der Präsident des Bayerischen Verfassungsgerichtshofes, Hans-Joachim Heßler, und der bayerische Antisemitismusbeauftragte Ludwig Spaenle wurden erwartet. (0461/10.02.2025)