Atomwaffen, diverse UK (zuletzt UK 43/2017, Seite 5: „Abschreckung ist Selbstbetrug“)
Mit einem Offenen Brief hat sich der Dietrich-Bonhoeffer-Verein an die Öffentlichkeit gewandt. Darin fordert er die Bundesregierung auf, sich umgehend der Ächtung der Atomwaffen anzuschließen. Hintergrund des Offenen Briefes ist die Verleihung des Friedensnobelpreises 2017 an die Internationale Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN). ICAN war maßgeblich daran beteiligt, die Unterzeichnung des Vertrags zum Verbot von Atomwaffen durch 122 Staaten vor den Vereinten Nationen am 7. Juli 2017 vorzubereiten. Deutschland hat den Vertrag bislang nicht unterzeichnet. Wir veröffentlichen den Brief in Auszügen:
„Der Dietrich-Bonhoeffer-Verein fordert die Bundesregierung auf, sich umgehend der Ächtung der Atomwaffen anzuschließen.
Seit Jahren, nicht erst seit Präsident Trump, haben die USA eine militärische Atompolitik in Gang gesetzt, um diese Bomben zu modernisieren und sie technisch auf multifunktionale Einsatzoptionen umzurüsten. Wie in den achtziger Jahren wird nun – allerdings auf einer höheren Ebene – der schlanke Einsatz der Atombomben geprobt; d.h. eine kriegsführungsfähige Atomstrategie wird im Pentagon entworfen und über den deutschen Verteidigungsetat mitfinanziert. Das politische Modell der nuklearen Teilhabe bedeutet militärisch: Im Ernstfall würden deutsche Piloten mit Jets der Luftwaffe Atombomben über gegnerischem Territorium abwerfen – amerikanische Atombomben, deren Einsatz nur der US-Präsident befehlen kann.
Diese nukleare Machtdoktrin ist, realistisch betrachtet, trügerisch und, ethisch bewertet, verwerflich. Der Dietrich-Bonhoeffer-Verein folgt der Mahnung des Namensgebers Bonhoeffer, der in diesem Rüstungs-Denken der wechselseitigen Sicherheit durch Drohung ein ,grundsätzliches Ja zum Kriege‘ erkannte und als Selbstvernichtung aller Kämpfenden verurteilte. Er betonte weiterhin, dass eine ,Ächtung durch die Kirche‘ selbstverständliche Pflicht sei. Erst recht gilt dies in diesen heutigen Zeiten des globalen nuklearen ,Verderbens‘.
Die Verleihung des Friedensnobelpreises an die Initiative (ICAN) zielt auf die ,Ächtung und Abschaffung der Atomwaffen‘, wie es im Vertrag heißt; sie fordert ein neues Fundament des Friedens; sie setzt auf einen Wandel des politisch-militärischen Droh- und Vernichtungsdenkens. Für die Bundesrepublik ergibt die völkerrechtliche ,Ächtung der Atomwaffen‘ die sicherheitspolitische und ethische Forderung nach fundamentaler Neubewertung der Strategie mit Atomwaffen.“
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