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Nürnberger Schulmuseum will Wissenschaft zugänglicher machen

Aus Sicht von Mathias Rösch, dem Leiter des Nürnberger Schulmuseums, muss die Wissenschaft raus aus dem „akademischen Viertel“. Man könne nicht ganze Bevölkerungsteile ausschließen, sagt er im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Daher sei es ihm wichtig, vor allem Schülerinnen und Schülern der Mittelschulen einen Zugang zu wissenschaftlichen Themen zu ermöglichen. Diese jungen Menschen hätten „starke innere Vorbehalte gegenüber Leuten im Jackett, von Universität oder Gymnasium“, sagt Rösch. Man müsse daher zunächst ihr Vertrauen gewinnen.

Dies versuche er über das Projekt „Gemeinsam“, bei dem Schulklassen ein Jahr lang wöchentlich von Moderatoren im Unterricht besucht und an das Thema Klimawandel herangeführt werden. Die Schüler lernen Berufe kennen, die mit dem Thema zu tun haben, und besuchen Spitzenforscherinnen und -forscher an ihren Arbeitsplätzen. Ein Kernelement der Arbeit sei, das Selbstwertgefühl der jungen Menschen zu stärken. „Sie kommen mit besonderen Wissenschaftlern und ihren Theorien in Kontakt, werden bei Universitätsbesuchen freundlich behandelt und verstehen das, was dort gemacht wird, weil wir sie darauf vorbereitet haben.“ Das klappe nicht immer bei allen Schülern, aber in der Regel mache sie das Projekt selbstbewusster.

„Gerade bei komplexen Dingen sind es die Schüler oft nicht gewohnt, sich anzustrengen – nicht, weil sie faul wären, sondern weil sie immer wieder gelernt haben: ‘Das ist ja eh nichts für uns. Das verstehen wir sowieso nicht’“, erklärt Rösch. Es gebe auch eine gewisse Ausgrenzungskultur von Akademikern, die wiederum Abneigung oder Desinteresse hervorrufe. Der Historiker an der Universität Erlangen-Nürnberg habe selbst immer wieder erlebt, dass Menschen mit einer städtisch-akademischen Sozialisierung Vorurteile beispielsweise gegenüber Menschen auf dem Land oder mit einem niedrigeren Bildungsstand hätten. „Es ist einfach eine andere Art zu leben und zu denken“, ist er überzeugt und plädiert daher dafür, die richtigen Werkzeuge zur Wissensvermittlung zu entwickeln.

Dazu gehörten große Praxisanteile auch im Unterricht sowie ein stufenweises Heranführen an das Thema. Mit diesem didaktischen Konzept habe er mit Mittelschülern bereits die Relativitätstheorie, Nanoskopie oder Genforschung behandelt. „Wir haben sie auch immer mehr mit Spitzenforschung in Kontakt gebracht, zum Beispiel mit einer Biochemie-Nobelpreisträgerin in Tübingen“, erzählt Rösch. Das Ziel sei, dass Schulen das Konzept ohne die Unterstützung des Projektteams weiterführen. „An Mittelschulen sind oft hoch motivierte Lehrkräfte dabei, die das umsetzen könnten. Wenn man es denn einbringen will, ist da genügend Platz“, ist Rösch überzeugt. (00/1613/28.05.2024)