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NRW-Ministerium: Keine Besuchspflicht für Schulen in KZ-Gedenkstätten

Das NRW-Schulministerium plant zurzeit keine Besuchspflicht für Schulklassen in KZ-Gedenkstätten. Das Ministerium werde aber „die weiteren Entwicklungen und bundesweiten Diskussionen aufmerksam beobachten und in ihre bildungspolitischen Überlegungen einbeziehen“, teilte es auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) in Düsseldorf mit. Ziel bleibe es, „allen Schülerinnen und Schülern im Laufe ihrer Schulzeit eine fundierte Auseinandersetzung mit der Geschichte zu ermöglichen“.

Man verfolge grundsätzlich das Ziel, dass alle Schülerinnen und Schüler mindestens einmal im Laufe ihrer Schulzeit die Gelegenheit bekommen, ein ehemaliges Konzentrationslager oder eine Gedenkstätte zu besuchen, erklärte das Ministerium. „Gedenkstätten sind ein wichtiger Teil unserer Erinnerungskultur. Sie machen Geschichte erlebbar und unterbreiten gute Lernangebote, um sich mit der Geschichte unseres Landes auseinanderzusetzen.“

Die Schulen in NRW integrierten Gedenkstättenfahrten sowie Besuche regionaler Erinnerungsorte bereits „auf vielfältige Weise in den Schulalltag – sei es im Rahmen des regulären Unterrichts, durch Projektwochen oder in Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern“, hieß es. Grundsätzlich komme es aber darauf an, dass die Besuche im Unterricht gut vor- und nachbereitet werden. Die Geschäftsstelle Bildungspartner NRW unterstütze und berate die Schulen in Nordrhein-Westfalen bei der Planung und Umsetzung von Gedenkstättenfahrten.

Besuche von Gedenkstätten sind laut dem Ministerium in einer Zeit, in der Rechtsextremismus und Antisemitismus erstarken, „wichtiger denn je“. „Die Landesregierung wirbt intensiv für Gedenkstättenfahrten und stellt dafür insgesamt 2,5 Millionen Euro bereit“, hieß es. Damit könnten Gedenkstättenfahrten von Schülerinnen und Schülern sowie von angehenden Lehrkräften gefördert werden.

Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) hatte die Idee verpflichtender Besuche in der vergangenen Woche ins Gespräch gebracht. Es „wäre gut“, wenn jeder Schüler und jede Schülerin im Laufe der Schullaufbahn einmal eine KZ-Gedenkstätte besuche, sagte sie den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Auf die Frage, ob die Schulen dazu verpflichtet sein sollten, sagte Prien: „Die Lehrpläne sollten das vorsehen.“

Die Forderung stößt bei der großen Mehrheit der Bundesländer auf Skepsis. Die Landesbildungsministerien betonten in einer epd-Umfrage die Bedeutung der Erinnerungsarbeit und verwiesen auf vielfältige schulische Aktivitäten zu diesem Thema. Eine Verpflichtung zum Besuch von Erinnerungsorten ist aber die Ausnahme und könnte nach Ansicht vieler Länder auch Probleme nach sich ziehen.