Auf ihrer Sommerradtour durch den Kirchenkreis Rantzau-Münsterdorf macht Nora Steen am Freitag Station beim Wacken Open Air (WOA). Die evangelische Bischöfin im Sprengel Schleswig und Holstein wird Teil der Festivalseelsorge gemeinsam mit etwa 30 ausgebildeten Mitarbeitenden sein, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Wir sind rund um die Uhr präsent, an zwei Standorten: im Seelsorgezelt direkt neben dem DRK-Sanitätsdienst und im umgebauten US Schulbus als ‘Safer Space’.“
Außerdem sind Zweierteams in hellblauen Westen auf dem Festivalgelände unterwegs. „Ob Menschen spüren: Es wird zu laut, zu viel, sie fühlen sich einsam oder seelisch überfordert – wir bieten Gespräche, Beratung und Ruhe in einem geschützten Rahmen, Tag und Nacht“, erklärte Steen. Als Bischöfin wolle sie zeigen, „dass Kirche dort ist, wo Menschen Hilfe, Halt oder einfach ein offenes Ohr suchen“.
Das WOA besuche Steen nicht wegen der Konzerte, sondern um die Seelsorgenden und Ehrenamtlichen zu unterstützen. „Wir engagieren uns, damit die Besuchenden eine gesegnete gemeinsame Zeit voller wunderbarer Erlebnisse verbringen können.“ Privat möchte sie sich nicht auf eine Musikrichtung festlegen. „Von Klassik über Jazz bis zu Pop oder Heavy Metal bin ich für vieles offen“, sagte die Bischöfin.
Den Vergleich der Theologin Sonja Beckmayer von der Universität Mainz zwischen Wacken und einem Weihnachtsgottesdienst findet Steen treffend. „Die Art und Weise, wie Menschen im Festival ihre Zugehörigkeit, Solidarität und Achtsamkeit füreinander zeigen, erinnert mich an das Leitmotiv christlicher Gemeinschaft: das Hinhören, Dasein und Unterstützen – selbst in schwierigen Momenten.“
Die Angebote bei WOA – von Metal Church Andacht über Seelsorge bis zur offenen Kirche als Rückzugsort – seien Ausdruck gelebter Nächstenliebe. „In meinem Verständnis ist Religion nicht nur die Theorie vom Heiligen, sondern ein Raum des Erlebens, in dem Menschen Geborgenheit, Zugehörigkeit und Sinn erfahren“, sagte Steen. „Wenn Menschen auf dem “Holy Ground„ – auf diesem heiligen Acker von Wacken – in Gemeinschaft fallen gelassen und wieder aufgefangen werden, dann erhält dieses Festival auch eine religiöse Dimension.“