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Niedersächsische Kirchen für Änderungen beim Staatsvertrag mit Muslimen

HANNOVER – Auf ein geteiltes Echo der Kirchen stößt der Entwurf für einen Staatsvertrag mit den muslimischen Religionsgemeinschaften in Niedersachsen. Die dortige Konföderation der evangelischen Kirchen begrüßt das Vorhaben. Was in Deutschland gutes Recht für die Kirchen sei, solle auch für andere Religionen gelten. Der geplante Vertrag dürfe aber nicht nur als „symbolische Anerkennung“ verstanden werden, sondern er sei auch eine Verpflichtung, sich „zum Wohle aller aktiv in die Zivilgesellschaft einzubringen“.
An einigen Stellen hält die Konföderation der evangelischen Kirchen jedoch Änderungen für notwendig, so etwa bei der Praxis der religiösen Feiertage. Der Wunsch nach einem gänzlichen Unterrichtsausfall an muslimischen Festtagen während der Schulzeit wird abgelehnt. So etwas gäbe es auch nicht für christliche oder jüdische Schüler. Sie können an solchen Tagen dem Unterricht nur für einzelne religiöse Veranstaltungen wie einem Gottesdienst fernbleiben.
Auch bei der angedachten Regelung für das Friedhofswesen bitten die Kirchen um Präzisierung. Es stelle sich die Frage, wie die muslimische Tradition der „ewigen Gräber“ mit den gängigen deutschen Friedhofsordnungen in Einklang gebracht werden könne. Auf deutschen Friedhöfen gebe es in aller Regel eine Ruhezeit von 30 Jahren mit Verlängerungsmöglichkeit. Der muslimische Brauch könne zu einem unkalkulierbaren Risiko für Friedhöfe werden.
Der Wunsch nach Räumen in der Schule für Andacht und Gebet wird positiv bewertet. Zugleich dringen die Kirchen aber darauf, dass solche Räume nicht nur einer Religion vorbehalten sein dürfen. Und: „Frauen und Männer separierende Gebetsräume an öffentlichen Schulen halten wir nicht für angemessen.“ Auch die katholische Kirche unterstützt den geplanten Staatsvertrag, mahnt aber ebenso Korrekturen in Detailfragen an.
Niedersachsen ist nach Hamburg und Bremen das dritte Bundesland, das die Beziehungen zu islamischen Verbänden mit den Kirchen und jüdischen Gemeinschaften gleichstellt. idea