Die Anzahl der Menschen, die in Niedersachsen in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden, verharrt auf konstantem Niveau. Das geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Landespsychiatriebericht mit Stand 2022 hervor, wie das Sozialministerium in Hannover mitteilte. So seien 2020 insgesamt 8.466 Menschen eingewiesen worden, 2021 waren es 8.258 und 2022 waren es 8.773. Die Gesamtzahl der vollstationär behandelten Fälle verharrte demnach in den drei betrachteten Jahren bei leichten Schwankungen etwa bei 65.000.
Die Entwicklung sei erst einmal eine gute Nachricht, sagte Landesgesundheitsminister Andreas Philippi (SPD). Der Bericht zeige, dass es auch während der kritischen Phase der Corona-Pandemie gelungen sei, Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen so zu versorgen, dass eine Einweisung gegen den Willen der Patienten nicht vermehrt notwendig wurde. Da die Anzahl der Einweisungen aber auch nicht gesunken sei, gebe es dennoch Handlungsbedarf.
„Es ist unser Ziel, Menschen, die unter starker Beeinträchtigung ihrer psychischen Gesundheit leiden, früher und wirksamer zu unterstützen“, sagte Philippi. „Damit möchten wir präventiv die Anzahl der Fälle senken, bei denen aufgrund von Eigen- oder Fremdgefährdung im Rahmen einer psychischen Erkrankung eine Unterbringung gegen den Willen der Betroffenen notwendig wird.“ Dafür sei eine bessere ambulante Versorgung in den Kommunen nötig. „Das ist ein wichtiges Handlungsfeld für die kommenden Jahre.“
Niedersachsen veröffentlichte bereits zum zweiten Mal einen Landespsychiatriebericht. Es ist damit nach Angaben des Sozialministeriums bundesweit ein Vorreiterland. Der Bericht gibt Auskunft über die Zusammensetzung und Tätigkeit der 44 Sozialpsychiatrischen Dienste im Land und stellt die Anzahl der Unterbringungen nach dem Niedersächsischen Gesetz für psychisch Kranke dar.