Von Annemarie Heibrock
Nie wieder, so hieß es nach 1945, sollen sich deutsche Juden verstecken müssen, nie wieder sollen sie sich bedroht fühlen oder verfolgt. Was wir heute erleben müssen, ist leider das genaue Gegenteil: Zu dem alten, nie ganz ausgestorbenen Antisemitismus und Antijudaismus ist eine neue Judenfeindlichkeit gekommen, eine mit islamistischem Hintergrund. Sie hat den Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, jetzt dazu bewogen, Juden davon abzuraten, in bestimmten „Problemvierteln“ die Kippa zu tragen (Seite 4).
Diese Empfehlung ändert nichts an Schusters jüngst formuliertem grundsätzlichem Bekenntnis zu jüdischem Leben in Deutschland. Das ist erfreulich. Dennoch ist sie eine Mahnung an die gesamte Gesellschaft, die sich doch in ihrer Mehrheit als demokratisch und weltoffen versteht: Sie darf nicht zulassen, dass sich Menschen wegen ihrer Religion verstecken müssen – ob sie Juden, Christen, Muslime oder Buddhisten sind. Nie wieder.
Dass Vertreter muslimischer Verbände das offenbar genauso sehen, ist ein gutes Signal.