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Neues Kapitel aufgeschlagen

Der Besuch einer hochrangigen EKD-Delegation beim Papst hat ein weiteres ökumenisches Zeichen gesetzt. EKD und katholische Bischofskonferenz luden Pontifex nach Deutschland ein

Agenzia Romano Siciliani/O.R.

Rom – Kommt Papst Franziskus zum Reformationsjubiläum? Der Vorsitzende der römisch-katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, und der EKD-Ratsvorsitzende Heinrich Bedford-Strohm zusammen mit einer Delegation des Rates der EKD haben das katholische Kirchenoberhaupt zu einem Deutschlandbesuch eingeladen. Einladungen hatten vor den Kirchenvertretern bereits Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich, Rainer Haseloff und Bodo Ramelow ausgesprochen. Bisher waren sie allerdings nicht positiv beschieden worden.
Während der rund einstündigen Privataudienz habe der Papst allerdings noch keine Zusage für einen Deutschlandbesuch gemacht. „Der Papst hat uns wohlwollend angeschaut“, sagte Kardinal Marx. „Aber meines Wissens hat ihn die evangelische Kirche überhaupt zum ersten Mal offiziell nach Deutschland eingeladen.“
Alle Teilnehmende des Gesprächs betonten die besondere Herzlichkeit der Begegnung in Rom. „In den Gemeinden und Pfarreien erleben wir herzliche ökumenische Begegnungen schon seit Jahrzehnten“, sagte die westfälische Präses und stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende Annette Kurschus, die zuvor im Januar im Rahmen des Europäischen Stationenwegs den Papst getroffen hatte. „Die Leidenschaft, die Ehrlichkeit, die herzliche Wärme ist jetzt tatsächlich auch auf der offiziellen Ebene der Kirche angekommen.“
Doch es ging nicht nur um Herzlichkeit: Deutlich angesprochen wurden bei der etwa einstündigen Privataudienz auch die ökumenischen Streitpunkte zwischen den Kirchen – insbesondere die Frage des gemeinsamen Abendmahls. „In Familien ist das mitunter schmerzhafte Realität: Wer Kinder, Enkel und Freunde teilt, wird am Tisch des Herrn geteilt“, bedauerte Bedford-Strohm während der Audienz. „Deswegen freuen wir uns sehr, wenn wir miteinander den Weg zu noch größerer eucharistischer Gemeinschaft suchen.“
Auch beim Treffen des Papstes mit dem Lutherischen Weltbund zum Auftakt des Reformationsjubiläums in Lund hatten sich beide großen Kirchen bereits verpflichtet, an den strittigen Fragen der Eucharistie und der Ämterfrage gemeinsam weiterzuarbeiten. „Die Sehnsucht danach, dass konfessionsverschiedene Paare gemeinsam zum Abendmahl gehen können, ist auf allen Seiten zum Ausdruck gebracht worden“, sagte Bedford-Strohm vor Journalisten.
In einem Gespräch mit dem vatikanischen Ökumenebeauftragten Kardinal Kurt Koch wurde es dann noch einmal konkreter. Denn Koch hatte schon in Malmö angedeutet, dass es Möglichkeiten geben könnte, das Thema der eucharistischen Gastfreundschaft bei konfessionsverschiedenen Paaren auf nationaler Ebene anzugehen.
„Beim Thema konfessionsverschiedener Ehen werden wir nachdenken müssen“, sagte Kardinal Marx, dessen Begleitung der EKD-Delegation in Rom als wichtiges ökumenisches Signal gesehen wurde. „Da werden wir in Gemeinschaft mit dem päpstlichen Einheitsrat überlegen müssen, wie wir weitergehen.“ Er sehe da durchaus Möglichkeiten. „Ich gehe mit viel Hoffnung in die Zukunft, auch in diesem Jahr“, sagte Bedford-Strohm. „Denn ich spüre auf allen Seiten ganz viel Wille zur Einheit.“