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Neues Alzheimer-Medikament ab Montag auf dem Markt

Erstmals gelangt in Deutschland ein Medikament auf den Markt, das Ursachen von Alzheimer bekämpft. Das teure Mittel kommt allerdings nur für wenige Patienten in Frage. Viele Fragen sind noch offen.

Ein neues Medikament gegen Alzheimer kommt ab Montag auf den deutschen Markt. Leqembi mit dem Wirkstoff Lecanemab kann die Krankheit zwar nicht heilen, soll jedoch das Fortschreiten im Frühstadium verzögern.

Leqembi ist das erste verfügbare Alzheimer-Medikament, das nicht nur Symptome verringert, sondern die schädlichen Amyloid-Ablagerungen im Gehirn bekämpft und damit an den Ursachen der Krankheit ansetzt. Allerdings kommt es nur für einen kleinen Teil der Patienten und Patientinnen in Frage. Etwa eine Million Menschen in Deutschland leiden unter Alzheimer-Demenz.

Das Alzheimer-Medikament war im April 2025 von der Europäischen Kommission zugelassen worden. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hatte den monoklonalen Anti-Amyloid-Antikörper Lecanemab, der unter dem Handelsnamen Leqembi vertrieben wird, bereits im Januar 2023 zugelassen.

Die Zulassung war lange umstritten. Der Einsatz stellt erhebliche Anforderungen an die ärztliche Versorgung, wie der Bonner Neurologe Klaus Fließbach betont. Die klinischen Studien zeigten nur für eine sehr begrenzte Patientengruppe im frühen Stadium von Alzheimer einen klinischen Nutzen. Die Diagnose, regelmäßige Behandlungen und Beobachtungen der Betroffenen seien aufwendig und kostspielig – von rund 24.000 Euro pro Jahr alleine an Kosten für das Medikament ist die Rede. Außerdem besteht die Gefahr von Nebenwirkungen wie etwa Hirnschwellungen oder Mikroblutungen.

Deshalb wurde die Zulassung an Bedingungen geknüpft. Dazu gehört, dass der Hersteller des Medikaments, Eisai, verpflichtet wurde, ein europaweites Programm aufzulegen, in dem alle Verordner und Patienten vor Behandlungsbeginn angemeldet werden. Zusätzlich wird eine Sicherheitsstudie durchgeführt.

Das Präparat wird 18 Monate lang alle zwei Wochen als intravenöse Infusion über einen Zeitraum von einer Stunde verabreicht. Während der Infusion sowie mehrere Stunden danach müssen die Patientinnen und Patienten im Krankenhaus überwacht werden.

Deutschland und Österreich sind die ersten beiden Länder in der EU, in denen Leqembi zum Einsatz kommt. Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie, Peter Berlit, sprach von einem Schritt nach vorn. Das Medikament habe in den Studien, die 1,5 Jahre andauerten, das Fortschreiten der Erkrankung um ein halbes Jahr verlangsamt. “Die Betroffenen gewannen somit sechs Monate bei guter Lebensqualität vor Einsetzen der typischen Symptomatik.”

Der Neurologe verweist allerdings auf einen großen Aufwand für das Gesundheitswesen – sowohl bei der Identifizierung als auch bei der Betreuung und Überwachung der beteiligten Patienten. Da das Medikament nur in den ganz frühen Stadien einer Alzheimer-Demenz wirke, müssten die Betroffenen frühzeitig identifiziert werden, betonte der Neurologe gegenüber dem im Köln ansässigen Science Media Center. Neuropsychologische Tests, mehrfache Magnetresonanztomografie (MRT), Gentests sowie den Nachweis der Alzheimer-Pathologie durch Nervenwasseruntersuchung seien erforderlich.

Frank Jessen, Leiter der Arbeitsgruppe Klinische Demenzforschung von der Uniklinik Köln, betonte, für die Diagnostik und Behandlung müssten ausreichend MRT- und Infusionsplätze sowie Personal zur Verfügung stehen. “Wenn ein Zentrum allerdings gut aufgestellt ist, gibt es keine Schwierigkeiten.”

Durchgeführt werden kann die Behandlung etwa in klinischen Gedächtnisambulanzen oder neurologische Praxen. Sie soll von Ärzten durchgeführt werden, die erfahren sind bei der Behandlung von Alzheimer-Patienten. Ob auch normale Hausärzte einsteigen können, wird vermutlich der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten und Krankenkassen festlegen.