Schutz vor Machtspielchen: Missbrauch beginnt oft im Verborgenen – auch ohne Gewalt. Eine neue Weiterbildung für Mitarbeitende ganz verschiedener Fachbereich will schädliche Strukturen durchbrechen.
Mit einem neuen Zertifikatsprogramm will die Uni Würzburg dazu beitragen, Machtmissbrauch zu erkennen, bevor er passiert. Für den Studiengang “Machtmissbrauch erkennen und verhindern” (MEV), der im Wintersemester startet, können sich interessierte Pädagogen, Pflegekräfte, Erzieherinnen und Therapeuten noch bis zum 15. September bewerben.
Matthias Remenyi, Dekan der Katholisch-Theologischen Fakultät, hat den Zertifikatskurs gemeinsam mit der Dekanin der Fakultät für Humanwissenschaften, Andrea Kübler, und dem Klinikdirektor der Kinder- und Jugendpsychiatrie Würzburg, Marcel Romanos, fakultätsübergreifend konzipiert. Remenyi erklärte im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), das neue Angebot sei als Reaktion auf das “Desaster um sexualisierte Gewalt und Missbrauch” entstanden.
Ziel der Ausbildung ist laut Remenyi, Mitarbeitende in verschiedenen Institutionen mit hierarchischem Gefälle zu qualifizieren. Sie sollen lernen, auch die Grauzonen von Machtmissbrauch zu erkennen. Selbst dann, wenn der aus feinen psychologischen Mechanismen bestehe, bei denen das Gegenüber gar nicht merke, dass es über den Tisch gezogen werde. Außerdem solle der Kurs zu einem Kulturwandel beitragen – sowohl in der Universität als auch im gesellschaftlichen Umfeld.
Das zu größten Teilen digital und asynchron absolvierbare Studium erstreckt sich mit je fünf Semesterwochenstunden über zwei Semester. Es thematisiert ganz verschiedene Praxis-Settings: vom Kindergarten über die Schule, Universität, Kliniken, Behinderteneinrichtungen, Heime, Kirche, Kultur- und Musikeinrichtungen und Musikhochschulen bis hin zu Sportvereinen und Ehrenamt. Denn die Strukturen, in denen Macht ausgeübt wird, seien in verschiedenen Kontexten vergleichbar, erklärt der Theologe. Fachleute aus dem jeweiligen Bereich erstellen die Studieninhalte. Studierende werden darauf vorbereitet, eigene Schutzkonzepte zu erstellen.