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Neuer Erzbischof für Bamberg – Übergangsleiter Gössl rückt auf

Zuversichtlich und respektvoll – so will Bambergs künftiger Erzbischof Herwig Gössl sein neues Amt antreten. Den Kirchenmann erreichten nach seiner Ernennung viele Gratulationen – und Fragen zu heiklen Themen.

Nach über einem Jahr ist klar, wer künftig das Erzbistum Bamberg leiten wird: Herwig Gössl. Der 56-Jährige wurde am Samstag von Papst Franziskus zum neuen Erzbischof ernannt. Er führte das fränkische Erzbistum in den vergangenen 13 Monaten bereits übergangsweise. Sein Vorgänger Erzbischof Ludwig Schick (74) war am 1. November 2022 zurückgetreten. Einen Termin für die offizielle Amtseinführung Gössls, der in Bamberg schon seit 2014 Weihbischof ist, gibt es noch nicht.

Gössl sagte am Samstag vor Journalisten, er gehe die neue Aufgabe “mit großer Zuversicht, aber auch Respekt” an. Er sei bisher schon an der Spitze “nahe dran” gewesen, ohne aber den Kopf hinhalten zu müssen bei Entscheidungen. “Diese angenehme Position habe ich nun nicht mehr.”

Der ernannte Erzbischof fügte hinzu, er freue sich über die rege Anteilnahme an seiner Ernennung und spüre viel Vertrauen. Heute Bischof zu sein, sei aber schwierig und “eine Aufgabe, die man nicht herbeisehnt”. Dabei verwies er auf Kräfte in Kirche und Gesellschaft, “die auseinandertreiben”. Gössl weiter: “Ich möchte zusammenführen und meinen Teil dazu beitragen, dass wir nicht weiter auseinanderdriften.” Dies gelte auch für die Deutsche Bischofskonferenz.

Gössl wurde auch gefragt, wie er zu Reformthemen steht, etwa der Priesterweihe für Frauen. Er sagte, er könne sich das “persönlich nach wie vor nicht vorstellen. Das heißt aber nicht, dass das nicht passieren kann.” Wenn der Weg der Kirche dorthin führe, dann wolle er ihn “gut mitgehen”.

Zu Gössls Ernennung gab es offizielle Gratulationen. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Georg Bätzing, erklärte, Gössls Berufung stehe für Kontinuität. Bätzing sagte, er sei sicher, vor allem Gössls “menschenfreundliche Art und tiefgründige Spiritualität” werde dessen künftigen Dienst kennzeichnen.

Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sagte, Bamberg bekomme “einen Oberhirten, der Land und Leute kennt und liebt. Das ist eine gute Grundlage für die Arbeit in den kommenden Jahren.” Würzburgs Bischof Franz Jung teilte mit, er freue sich sehr über die Ernennung und gratuliere Gössl von Herzen. Sein Eichstätter Amtsbruder Gregor Maria Hanke nannte Gössl “einen erfahrenen und glaubensstarken Erzbischof”. Gössls Vorgänger, der emeritierte Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, dankte dem Papst “für die gute Wahl”.

Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) urteilte über die Papst-Entscheidung: “Eine gute Entscheidung für das Bistum und die Bamberger Bürgerschaft. Ich bin mir sicher, dass wir die guten Beziehungen zwischen dem Domberg und der Stadt fortsetzen werden. Wir freuen uns sehr über diese Wahl, denn wir kennen und schätzen Herrn Gössl bereits seit vielen Jahren.”

Der gebürtige Münchner Gössl wuchs in Nürnberg auf. Er gilt als gemäßigt konservativ. Bisher wirkte er als Gemeindeseelsorger und in der Priesterausbildung, zuletzt war er vor allem für die Caritas zuständig, seit 2022 leitete er das Seelsorgeamt in der Bistumsverwaltung.

Bamberg ist eines von sieben Erzbistümern in Deutschland und nach München zweites Zentrum der katholischen Kirche in Bayern. In der Erzdiözese leben knapp 600.000 Katholiken und rund 1,5 Millionen Nichtkatholiken.