Neuendettelsau – Der neue Rektor der Diakonie Neuendettelsau, Mathias Hartmann, rechnet für die Wohlfahrtsverbände in Deutschland mit gravierenden Veränderungen. „Auch der Sozialbereich wird immer europäischer, Brüssel spielt eine immer größere Rolle“, sagte er. In spätestens zehn Jahren werde es die Gemeinnützigkeit mit ihren Steuererleichterungen in Deutschland wegen der Angleichung von europäischen Standards nicht mehr geben. „Davon bin ich fest überzeugt“, sagte der evangelische Pfarrer, der den größten diakonischen Träger in Bayern seit diesem Monat leitet.
Auch die Zukunft des kirchlichen Arbeitsrechts sieht Hartmann eher skeptisch – auch wenn er es befürwortet. „Für uns ist der sogenannte Dritte Weg die richtige Form, um im partnerschaftlichen Austausch zu verhandeln“, sagte er. Auch für die Arbeitnehmer sei das System ein Gewinn, weil sie hier auf Augenhöhe mit den Dienstgebern die Arbeitsbedingungen aushandelten. „Ich bin aber auch Realist und sehe, dass das kirchliche Arbeitsrecht von vielen als nicht mehr adäquat wahrgenommen wird – deshalb müssen wir noch mehr dafür bei Mitarbeitern und Bevölkerung werben“, sagte Hartmann.
Ein Grund für die schwindende Akzeptanz sei auch das Verhalten der Kirchen und ihrer Sozialverbände in der Vergangenheit gewesen. Das Privatleben und die Lebensführung des einzelnen Mitarbeiters dürfe sich nicht auf das Dienstverhältnis auswirken, findet Hartmann: „Heute ist das eher ein katholisches Phänomen, dass man wegen Scheidung oder sexueller Orientierung zum Beispiel keine Kita mehr leiten darf.“ Er sei froh, dass das auf evangelischer Seite inzwischen „entspannter ist“. Es sei auch rückblickend „nicht adäquat“ gewesen, dass sich die Kirchen in diesen Bereich eingemischt hätten: „Das ist definitiv Privatsache.“
Die Diakonie Neuendettelsau in Mittelfranken ist mit knapp 7000 Mitarbeitern einer der größten diakonischen Träger in Deutschland und der größte Bayerns. epd
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