Artikel teilen:

Neue Landlust als Chance für die Kirche

Stadt oder Land? Laut einer aktuellen Studie zieht es Menschen raus aus den Städten, rein in die Natur. Ein Glücksfall für alle Dorfkirchen, kommentiert Karola Kallweit.

Ein Beispiel aus  Landringhausen bei Hannover: Bürgerinnen und Bürger verwandeln die alte Dorfkirche in eine Kneipe auf Zeit
Ein Beispiel aus Landringhausen bei Hannover: Bürgerinnen und Bürger verwandeln die alte Dorfkirche in eine Kneipe auf Zeitepd-bild/ Nancy Heusel

Eine neue Landlust scheint um sich zu greifen, so die Ergebnisse einer aktuellen Studie. Immer mehr Menschen zieht es raus aus den Städten in kleine Gemeinden und Dörfer. Darunter Familien mit Eltern zwischen 30 und 49 Jahren, Berufswanderer zwischen 25 und 30 Jahren und Menschen über 50 und älter. Lediglich in der Altersgruppe der 18- bis 24-Jährigen stehe die Stadt weiterhin hoch im Kurs, so die Macher der Studie.

Durch Corona: Flexibles Arbeiten möglich

Diese Erkenntnis passt zu einem Trend, der sich seit einigen Jahren in Berlin – aber nicht nur dort – beobachten lässt. Menschen finden sich in Initiativen und Projekten zusammen, um gemeinsam neue Formen des Zusammenlebens auszuprobieren. Die Coronapandemie hat dieser Entwicklung in die Hände gespielt, denn nie zuvor war mobiles Arbeiten leichter, die Arbeitsumgebung flexibler gestaltbar.

Stiftungen, sozial engagierte Banken und manchmal auch kleinere Stadtgemeinden haben in den vergangenen Jahren Menschen finanziell dabei unterstützt, Vierseithöfe, industrielle Gebäudekomplexe, Landgüter von Initiativen in Erbpacht oder auf andere Weise erwerben zu können. Kleinststädte belebten sich wieder.

Kirche muss dort sein, wo ein neuer Sozialraum entsteht

Die Gründe für die Stadtflucht sind vielfältig: steigende Miet- und Immobilienpreise in den Städten, der Wunsch nach Selbstversorgung, die Sehnsucht nach einem naturnahen Leben, kreativer Vernetzung oder die Lust, politische Ideale in die Tat umzusetzen, Bildungs- und Kulturangebote zu schaffen. Eine echte Graswurzelbewegung.

Für die Kirche kann diese Bewegung – so klein sie auch sein mag – eine Chance sein. Denn es sind auch ihre Themen: Bewahrung der Schöpfung, Mitarbeit am gesellschaftlichen Diskurs, gemeinschaftliches und solidarisches Handeln.

Kirche muss dort unterwegs sein, wo ein neuer Sozialraum entsteht, und sich mit den Akteuren vernetzen. Ihre Räume öffnen, wenn der Dorfkrug dichtgemacht hat. Und während die kirchlich Verantwortlichen noch an Strategien gegen den Mitgliederschwund arbeiten, können im Kleinen schon nachhaltige Partnerschaften entstehen. Vielleicht ein Licht am Horizont.