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Neue Beratungsstelle für intergeschlechtliche Menschen

Intergeschlechtliche Menschen in Niedersachsen finden künftig eine landesweite Beratungsstelle. Sie nahm Anfang Juli offiziell ihre Arbeit auf, wie das Queere Netzwerk Niedersachsen als Träger am Montag in Hannover mitteilte. „Niedersachsen setzt damit ein starkes Zeichen für Gemeinschaft und Unterstützung“, erklärten die Initiatoren, zu denen auch der Landesverband der Intergeschlechtlichen Menschen gehört. Mit dem Projekt werde eine niedrigschwellige und kostenlose Beratung für intersexuelle Personen und ihre An- und Zugehörigen ermöglicht.

Intergeschlechtliche Menschen haben sowohl männliche als auch weibliche Geschlechtsmerkmale. Nach Schätzungen trifft dies auf 80.000 bis 120.000 Menschen in Deutschland zu. Noch immer sei diese Gruppe massiven Diskriminierungen und Menschenrechtsverletzungen ausgesetzt, hieß es: „Obwohl gesund geboren, werden sie von medizinischen Institutionen oft zu Syndromen erklärt und sollen mit Operationen und anderen medizinischen Maßnahmen einem medizinisch definierten männlichen oder weiblichen Normkörper angeglichen werden.“

Die neue Beratung wolle für Betroffene eine neue Perspektive auf Intergeschlechtlichkeit schaffen: weg von der Medizin, den Diagnosen, Therapien und „Korrekturwünschen“ und hin zu den psychosozialen Aspekten wie Stärkung und Selbsthilfe. „Die Beratung ist ein wichtiges Mittel zur Selbstermächtigung von Inter-Personen“, sagt Flo Däbritz von der Projektleitung. Sie erfolge „auf Augenhöhe“ und zeichne sich durch ein besonderes Maß an Erfahrungswissen aus, weil die Beratenden selbst intergeschlechtliche Menschen seien.

Die Beratungsstelle verfügt über keine eigenen Räume. Beraten wird telefonisch, per Mail oder durch Besuche. Koordiniert wird die Arbeit von einer Vollzeitkraft in der Geschäftsstelle des Queeren Netzwerks. Die Arbeit basiere auf langer ehrenamtlicher Erfahrung, hieß es. Finanziert wird sie aus Mitteln des niedersächsischen Sozialministeriums. Eine Fortführung des Projektes ist von der Haushaltsplanung 2025 abhängig.

Bereits von 2014 bis 2019 gab es eine niedersächsische Beratungsstelle für intergeschlechtliche Menschen mit Sitz in Emden. Diese musste jedoch geschlossen werden. Die neue Beratungsstelle knüpft an diese Arbeit an.