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NDR sieht keine Verfehlung des Senders im Fall Seipel

Der Norddeutsche Rundfunk (NDR) sieht in der Diskussion um die Russland-Zahlungen an seinen früheren Autoren Hubert Seipel keine Verfehlungen beim Sender. Niemand beim NDR habe von den Zahlungen des russischen Oligarchen Alexej Mordaschow an Seipel gewusst, sagte NDR-Intendant Joachim Knuth am Donnerstag bei der Präsentation einer Untersuchung zu dem Fall in Hamburg. Chefjustiziar Michael Kühn betonte, alle Compliance-Regeln seien eingehalten worden, es habe kein pflichtwidriges Verhalten im NDR gegeben.

Der frühere „Spiegel“-Chefredakteur Steffen Klusmann war im November 2023 mit der Untersuchung zur Causa Seipel vom NDR beauftragt worden. Die ehemalige Moskau-Korrespondentin des Deutschlandradios, Gesine Dornblüth, analysierte dessen Filme. Klusmann kam zum Schluss, dass Seipel schon vor den Geldzahlungen Mordaschows eine Nähe zu Russlands Machthaber Wladimir Putin habe erkennen lassen. „Es sieht ganz so aus, dass Seipel Überzeugungstäter war“, sagte Klusmann.

Er verwies darauf, dass zum Zeitpunkt der Veröffentlichungen in den 2010er-Jahren Seipel „vom deutschen Feuilleton und vom NDR gefeiert wurde“. Man könne dem NDR deshalb höchstens den Vorwurf machen, dass er sich von den exklusiven Geschichten habe mitreißen lassen. Man habe Seipel damals hofiert und ihm „lange Leine gelassen“. Seipel realisierte für den NDR unter anderem 2012 „Ich, Putin – Ein Portrait“ sowie 2014 Interviews mit Edward Snowden und Wladimir Putin in Moskau.

Als Schlussfolgerung aus der Untersuchung empfahl Klusmann, das Verhältnis zwischen Redaktionen und freien Autoren zu schärfen. Dafür könne ein Leitfaden entwickelt und die NDR-Compliance-Richtlinie etwa bei Spesen überprüft werden. Zugleich empfahl er die Bildung eines Clearing-Ausschusses. Intendant Knuth beauftragte nach eigenen Angaben bereits drei leitende Personen, die Empfehlungen zu konkretisieren und mit den vorhandenen Regeln abzugleichen. Justiziar Kühn stellte zugleich klar, eine Überprüfung von weiteren Autoren sei nicht beabsichtigt. Auch seien personelle Konsequenzen nicht ersichtlich.

Für die Untersuchung hatte das Team laut Klusmann rund 45 Personen im Umfeld von Seipels Produktionen angefragt und mit „allen relevanten Personen“ gesprochen. Aufgabe war es laut Knuth, unter anderem zu klären, ob der Sender von Seipel getäuscht worden war, ob die Redaktionen und Abnahmen sorgfältig genug waren und ob jemand beim Sender oder der Produktionsgesellschaft von den Zahlungen an Seipel gewusst habe.