Naturschützer fordern von der Landesregierung mehr Nachdruck bei der geplanten Schaffung eines zweiten Nationalparks in Nordrhein-Westfalen. Derzeit halte sich das Land aus dem Entscheidungsprozess heraus und verweise auf die Landkreise, kritisierte die Landesvorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) in NRW, Heide Naderer, am Mittwoch in Düsseldorf. Außerdem fehle es an einer Einbeziehung der breiten Bevölkerung.
Der Findungsprozess für einen zweiten Nationalpark in NRW war vom Land im vergangenen September gestartet worden. Regionen können seitdem ihr Interesse bekunden, in ihrem Gebiet einen Nationalpark auszuweisen. Bis Ende des ersten Quartals 2024 können formale Bewerbungen eingereicht werden. Derzeit gibt es in NRW den vor 20 Jahren gegründeten Nationalpark Eifel.
Dass ein zweiter Nationalpark kommen wird, ist dem Nabu zufolge sicher. Erklärtes Ziel der Politik sei es, mindestens zwei Prozent der NRW-Landesfläche unter Schutz zu stellen. Davon entfallen lediglich 0,4 Prozent auf den Nationalpark Eifel. Zwei Nationalparks könnten einen wichtigen Beitrag für den Flächenschutz leisten, hieß es, auch vor dem Hintergrund eines ungemindert voranschreitenden Flächenverbrauchs.
Aus Sicht des Nabu sollte das Land eine klare Empfehlung für ein bestimmtes Gebiet abgeben. Stattdessen gebe es jetzt eine Liste von losen Vorschlägen, darunter Flächen im Reichswald, Arnsberger Wald, Ebbegebirge, Rothaarkamm und Hürtgenwald. Doch die entsprechenden Kreisverwaltungen begegneten den Plänen zum Teil mit Skepsis. „Wenn sich keine Fläche findet, wäre das ein Armutszeugnis für die Landesregierung. Deshalb muss sich das Land muss sich jetzt massiv für die Einrichtung eines zweiten Nationalparks engagieren“, sagte Naderer.
Der Nabu betont, dass nur Staatswaldflächen für die Ausweisung eines Nationalparks infrage kommen. Private Grundbesitzer oder Landwirte könnten für das Vorhaben nicht enteignet werden. Zudem habe der Nationalpark Eifel neben seinem ökologischen auch seinen wirtschaftlichen Nutzen unter Beweis gestellt. Den jährlichen Kosten von bis zu zehn Millionen Euro, die das Land NRW trägt, stünden Einnahmen von bis zu 30 Millionen Euro durch den Tourismus gegenüber.
Die Akzeptanz der Bürgerinnen und Bürger für einen zweiten Nationalpark in NRW ist aus Sicht des Nabu vorhanden. In einer in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage unter 3.000 Menschen über 18 Jahre sprachen sich Ende 2023 demnach rund 55 Prozent dafür aus. Weitere 38,1 Prozent befürworteten eine bestimmte Region. Lediglich 6,7 Prozent wollten einen Nationalpark „nicht vor der eigenen Haustür“. Der Nabu hat zu dem Thema inzwischen auch eine Online-Petition gestartet.